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Slowakei: Traditionelle Flagschiffe sind längst im Westen angekommen

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Wirtschaft

Maschinenbau als Vorreiter für internationale Aktivitäten. | Preßburg. In Frankfurt am Main ist es spätestens seit Frühjahr bekannt: Beim "Tatra-Tiger" Slowakei wird nicht nur gekleckert, sondern auch geklotzt. Mitte Mai wurde in Wien zwischen der slowakischen SES Tlmace und der japanischen Ebara ein Vertrag über die Fertigung und Lieferung einer kommunalen Abfallbeseitigungsanlage für den Frankfurter Stadtteil Höchst unterzeichnet. Der Auftragswert beläuft sich auf 45 Mio. Euro. Erst vor wenigen Tagen meldete SES Tlmace erneut den Zuschlag für ein Großvorhaben, ein Kohlekraftwerk im chilenischen Puerto Coronel (Auftragswert: 100 Mio. Euro).


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Stille Investoren

Noch haben solche Nachrichten Seltenheitswert, noch hängt das Wohl der slowakischen Wirtschaft vor allem von Auslandsinvestoren ab. So wird zurzeit darüber spekuliert, ob Ford der vierte Autokonzern sein wird, der sich in großem Stil in der Slowakei engagiert. Das mitteleuropäische Land schickt sich aber zumindest in einigen Branchen bereits an, in anderen Ländern selbst zu einem Investor zu werden. Das betrifft in erster Linie den Maschinenbau. So zählt SES Tlmace, hinter der der strategische Investor J&T steht, schon seit den Sechzigern zu einem der wichtigsten Zulieferer für die Energiewirtschaft weltweit.

Nur wenige slowakische Unternehmen agieren allerdings so sichtbar. Das ist nicht zuletzt eine Frage der oft immer noch begrenzten Mittel. "Es gibt durchaus Unternehmen, die mit Innovationen aufwarten können", sagt Lubica Cvicelová von der Deutsch-Slowakischen Handelskammer. Den meisten davon sei ein Auftritt bei internationalen Messen aber noch zu teuer.

Unnötiger Aufwand?

Von ganz anderen Erfahrungen wiederum berichtet der Präsident der österreichischen Außenhandelskammer in Preßburg, Josef Altenburger. Man habe versucht, für ein Seminar in Österreich slowakische Firmen zu finden, die über grenzüberschreitende Aktivitäten berichten könnten. Hier sei jedoch kein entsprechendes Unternehmen gefunden worden.

Viele Unternehmer wollen sich auch schlichtweg nicht öffentlich präsentieren, weil dies aus ihrer Sicht einen unnötigen Aufwand darstellt. Das betrifft etwa die vielen schon vorhandenen Kooperationen zwischen slowakischen und tschechischen oder ungarischen Unternehmen, die gut funktionieren und nicht noch durch vermeintlich unnötige, weil kostenträchtige Reklame forciert werden müssen.

Teilweise wird eine zu schnelle Präsentation auch als Risiko für die persönliche Sicherheit eines Unternehmers begriffen, weil er sich damit dem Zugriff von Mafiaangehörigen aussetzen könnte. All dies ist aber eher charakteristisch für jüngere Unternehmen, die in ihren Strukturen nicht gefestigt sind.

Traditionelle slowakische Qualitätsmarken genießen hingegen im Ausland schon länger einen guten Ruf. Eines der herausragendsten Beispiele dafür ist sicher der Reifenhersteller Matador, der seit 1947 seinen Sitz in Puchov hat und 1905 in Preßburg gegründet wurde. Matador ist mit einem Marktanteil von 83 Prozent das größte Unternehmen in der chemischen und gummiverarbeitenden Industrie der Slowakei, gut 80 Prozent der Produktion gehen in den Export. Tochtergesellschaften gibt es unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Rumänien und Russland.