Unter Bratislavas Developern tobt ein gnadenloser Kampf um Wohnungskäufer. | Bratislava. Offen spricht es bei den slowakischen Kreditinstituten niemand aus - aber bei den Baken geht die Angst vor Verlusten aus Immobilienkrediten um. Zahlreiche Developer haben sich laut Marktbeobachtern gerade bei kapitalintensiven Prestigebauten in Bratislava offensichtlich verspekuliert - der Verkauf von Wohnungen laufe schleppend, den Developern fehlt allmählich das Geld, um ihre Schulden zu tilgen.
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Banken zittern ihr Geld
Die Kreditinstitute hätten diese Situation jedoch zu einem gewissen Grad selbst herausgefordert, wird kritisiert. Auf dem doch eher kleinen slowakischen Markt hätten in den letzten Jahren vergleichsweise viele Banken um Immobilien-Entwickler als Kreditnehmer geworben - und teils nicht mehr so strikte Standards angewandt.
Zuletzt sorgte der 2008 fertiggestellte Multifunktionskomplex Vienna Gate gegenüber dem Bahnhof Bratislava-Petrzalka für Schlagzeilen. Das 50 Millionen Euro schwere Objekt wird demnächst vom einem Konsortium der beiden Bauunternehmen Strabag und Zipp übernommen. Die Österreicher zählen zu den Hauptgläubigern des Projekts, bei dem zunächst sogar 76 Prozent aller Flächen als vermietet galten. Die Krise und Verzögerungen bei den Bauarbeiten führten dann aber dazu, dass Verträge massenhaft gekündigt wurden und der Developer seine Kredite nicht mehr bedienen konnte.
Slowakische Medien berichten von einem "Krieg der Developer". Der begann vor knapp zwei Jahren, als auf dem Immobilienmarkt der slowakischen Hauptstadt - wo zuvor aus Sicht von Objekt anbietern nahezu alles möglich schien - wegen der Krise binnen weniger Wochen so gut wie nichts mehr ging. Damals begannen Developer damit, Wohnungen mit einer Fülle von kostenlosen Zusatzleistungen, etwa einem Parkplatz oder der Innenausstattung fürs Kinderzimmer, anzubieten, um Interessenten anzulocken. Allerdings konnten sie sich damals immer noch erlauben, vergleichsweise hohe Preise zu fordern. Denn die Prognosen lauteten einhellig, dass der Einbruch nur ein vorübergehender sei und sich die Situation bald wieder beruhigen werde.
Wohnungen stehen leer
Diese Voraussagen haben sich aber nicht bewahrheitet. Deshalb gibt es beim Kauf einer Wohnung angeblich nicht nur schicke Einbauküchen oder Whirlpools als Extra gratis dazu. Mancher Developer soll seinen Kunden sogar ein Viertel oder Drittel des Wohnungspreises erst gar nicht mehr abverlangen, wenn sie ihm nur treu bleiben. Die Tageszeitung "Hospodarske noviny" berichtet von besonders krassen Zuständen: Im Stadtteil Ruzinov ziehen Anbieter auf einer Straße gleich drei Gebäudekomplexe mit Wohnungen gehobeneren Standards nebeneinander hoch. 600 Einheiten, jedenfalls mehr als die Hälfte der entstehenden Appartements, warten angeblich auf einen Käufer.