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Slowenien - die Zukunft vor der Haustür

Von Gerhard Hain

Wirtschaft
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Lange im Schatten unserer größeren Nachbarn, wird das politisch stabile und wirtschaftlich rasch wachsende Land immer attraktiver für österreichische Unternehmen.


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Wenn auch die über 600 Jahre, in denen Slowenien Teil des österreichischen Habsburgerreichs war, ihre Spuren hinterlassen haben, sind die Menschen dieses Landes auch nach acht Jahren EU-Mitgliedschaft stolz auf ihre eigene Kultur, deren Eigenheiten man berücksichtigen muss, wenn man auf gute private oder geschäftliche Beziehungen Wert legt.

Die Slowenen gelten zwar, vor allem wegen ihrer Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und ausgeprägten Hierarchiedenkens, als die Preußen unter den slawischen Völkern, andererseits sind aber für sie gute persönliche Beziehungen meist wichtiger als technische Expertise oder fachliches Knowhow. Vertrauen ist dabei eine wichtige Voraussetzung für Aufbau und Absicherung eines Beziehungsnetzwerkes, man muss daher sehr darauf achten, den Vertrauensvorschuss, den einem Slowenen oft schon  bei einem ersten Kontakt entgegenbringen, ja nicht zu enttäuschen.

In Slowenien wird im Vergleich zu Österreich weniger direkt kommuniziert. Man spricht gerne "durch die Blume" und mit Andeutungen, in der Hoffnung, dass der Gesprächspartner diese Zeichen richtig deuten kann. Dieser Kommunikationsstil gilt als diplomatisch und keineswegs als "um den heißen Brei reden". Anstelle einer negativen Antwort wird man meist vage, umständliche oder unverbindliche Antworten erhalten. Offene Feedbackrunden innerhalb des Teams, die zu einer Verbesserung der Arbeitsabläufe und schnelleren Zielerreichung dienen, sind für slowenische Mitarbeiter infolge ihres hierarchischen Denkens eher ungewöhnlich. Es wird auch kaum jemand seine Meinung vor seinem Vorgesetzten offen und direkt äußern oder eigene Vorschläge formulieren.

Kritik sollte möglichst vermieden oder nur indirekt geäußert werden, um sich selber und den anderen nicht bloß zu stellen. Dies erfordert besonders beim Leiten von Gruppensitzungen besondere Sensibilität. Es sollten zuerst die positiven Ergebnisse abgesprochen werden, Fehler sollten erst später, z.B. als Verbesserungsvorschlag, erwähnt werden. Solche Vorschläge werden anschließend von Ihren MitarbeiterInnen auch umgesetzt.

Die übliche Begrüßungsform in Slowenien ist ein festes Händeschütteln, begleitet von einem Blick in die Augen, wobei Sie aufpassen sollten, dass Sie jeder Person im Raum die Hand geben. Die höfliche Anrede für Damen ist "gospa" , für Herren "gospod" und anschließend der Nachname. Titel wie Magister oder Doktor werden nicht in der direkten Anrede verwendet, mit dem Doktortitel werden nur Ärzte angesprochen.

Wird man in Slowenien nach Hause eingeladen, so gilt das als eine besondere Ehre und als Zeichen, dass man schon eine enge geschäftliche und freundschaftliche Beziehung aufgebaut hat. Solche Einladungen sollte man unbedingt annehmen und als Geschenk eine Flasche Wein, Blumen oder Pralinen mitbringen. Blumen werden nur in ungerader Zahl verschenkt, da Blumen in gerader Anzahl nur an den Friedhof gebracht werden.

Gerhard Hain ist Managing Partner der Unternehmensberatung ti communication Dr. Fischhof GmbH in Wien.
www.ticommunication.eu
E-Mail: wien@ticommunication.eu

Mit diesem Beitrag endet unsere Serie der interkulturellen Kolumnen. Wir danken Gerhard Hain für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen zwei Jahren.