Zum Hauptinhalt springen

Smartphone als Kriegswaffe

Von Werner Grotte

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wer stürzte vor zwei Jahren Ägyptens "Pharao" Hosni Mubarak? Der Mob? Nein. Zumindest nicht ursächlich. Es war eine Gruppe gut vernetzter Blogger, Journalisten und Aktivisten, die via Internet den Sturm auf das korrupte Regime entfesselte. So wie jetzt in Syrien, wo die Machthaber jedoch viel stärker zurückschlagen, Internetseiten sperren und sogar Besitz und Import von Smartphones verboten haben, seit Blogger mittels türkischer SIM-Karten angebliche Gräueltaten des Regimes ins Internet stellen. Wie eine 3sat-Doku am Donnerstagabend zeigte, geht es längst nicht mehr um versteckte Kalaschnikows, sondern darum, die Internetzensur totalitärer Staaten wie China, Iran oder Syrien zu umgehen und anzuprangern. Und zwar immer öfter durch unabhängige Netzwerke, die abseits großer Server aus Hinterzimmern in die Welt senden. Unterstützt werden sie zunehmend aus den USA, wo eine eigene Abteilung im Außenministerium Hard- und Software für sie entwickelt und installiert - was aber nicht unumstritten ist. So wirkungsvoll damit selbst Chinas strenge Zensur ausgetrickst wird, so sehr misstrauen die Nutzer den USA und der CIA im Hintergrund. Nicht grundlos, denn wie beim Sturm auf Mubaraks Geheimdienstzentrale geborgene Dokumente belegen, entwickeln und verkaufen etwa deutsch-britische Firmen Abwehrsysteme, die Blogger und Hacker aufspüren, an Staaten wie Syrien - und brauchen dazu nicht einmal eine Ausfuhrgenehmigung. Eine neue Dimension der (Des-)Information. Nur das Blut auf den Straßen bleibt weiter real.