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Blaise Compaore wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erneut zum Präsidenten gewählt. Ein Musiker stemmt sich noch dagegen.
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Smockeys Musik ist wieder aktuell. In seiner Heimat Burkina Faso stehen am Sonntag Präsidentschaftswahlen an und darüber hat der Rapper ein Lied verfasst. "Wählt mich", singt er in dem Videoclip als Staatsoberhaupt verkleidet. "Auch wenn wir gerade eine Periode magerer Kühe haben, werde ich euch nicht essen."
Geschrieben hat Smockey das Lied schon vor fünf Jahren. Doch die Situation ist damals wie heute dieselbe: Der Sieg von Dauerpräsident Blaise Compaore, der seit 1987 das Land regiert, steht noch vor dem Urnengang fest. Das Lied ist eine Parodie auf ihn und seinen Populismus. "Ihr glaubt an Gott? Ich auch. Ihr seid Christen oder Moslems? Tja, ich auch." Der Zensur des Landes ist zuerst gar nicht aufgefallen, dass der Präsident auf die Schippe genommen wird. "Das lief lange im Radio; der Trick bei dem Song war der Humor", erklärte Smockey später. Doch Zeilen wie: "Ich habe die Partei gegründet" oder "ich werde in einem Jahr mehr erreichen als nach zehn Amtsperioden", führten die Zensur irgendwann doch auf Compaores Spur.
Seitdem darf das staatliche Radio das Lied nicht mehr spielen und der entsprechende Videoclip wurde aus dem Programm des staatlichen Fernsehens gestrichen. Smockey hat deshalb nicht resigniert. Er stemmt sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die sichere Wiederwahl Compaores, der bei der letzten Wahl gleich im ersten Durchgang mehr als 80 Prozent der Stimmen erhielt. Weil viele junge Burkiner von der Politik desillusioniert sind, hat er seine Fans auf Facebook aufgefordert, trotz aller Aussichtslosigkeit ihre Stimme abzugeben.
Smockeys politisches Interesse geht über Burkina Faso hinaus. Rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Afrikas brachte er heuer das Lied "50 Jahre Abhängigkeit auf den Markt". In einem anderen Lied, "Schwarzer Code", singt Smockey: "Erinnere dich an den Dreieckshandel, an die Plantagen für Baumwolle, Zuckerrohr und Kakao... Erinnere dich, weil eine Sklaverei die andere ersetzt hat, denn wer kultiviert heute Baumwolle, Zuckerrohr und Kakao?"
Der Künstlername des als Serge Martin Bambara geborenen Musikers hat übrigens nichts mit Rauchen zu tun, sondern kommt aus dem Französischen "se moquer" ("sich lustig machen"). Das Licht der Welt hat der Sohn eines Burkiners und einer Französin 1971 in Ouagadougou erblickt. 1991 übersiedelte er nach Frankreich, wo er mit der Plattenfirma EMI seinen ersten Vertrag unterschrieb. Zehn Jahre später zog es ihn wieder zurück in sein Geburtsland, wo er seine Karriere erfolgreich fortführte und zuletzt mit dem afrikanischen Musikpreis "Kora Awards" als bester Hip-Hop-Künstler ausgezeichnet wurde.