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Smoothie ersetzt kein Frischobst

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Kein Einzelfall: Im Himbeer-Granatapfel Smoothie steckt die Hauptzutat Apfel.


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Wien. Gerade in der kalten Jahreszeit ist es verlockend, Smoothies statt frischer Früchte zu trinken. Doch das pürierte Obst in der Flasche ist keine Alternative zu ganzen Früchten, sagt Birgit Beck, Ernährungswissenschafterin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI): "Wenn es nicht möglich ist, frisches Obst zu kaufen oder man unterwegs ist, können gelegentlich ein bis zwei Portionen Obst durch einen Smoothie ersetzt werden. Weil die Früchte dabei nicht gekaut werden, ist der Sättigungseffekt geringer als bei der ganzen Frucht."

Obst-Mix enthält viel Zucker

Rot, Grün und Orange: Experten raten, Obst in verschiedenen Farben zu verzehren.
© Foto: fotolia

Vom Preis lässt sich nicht auf die Qualität schließen. Konsumenten sollten die Zutatenliste lesen: "Wichtig ist ein hoher Anteil an Fruchtmark oder -püree, weil das Ballaststoffe enthält. Außerdem sollte es ein Direktsaft und kein Konzentrat sein", sagt Beck. Ein Smoothie mit mehr als 50 Prozent Fruchtmark könne zwei Portionen Obst ersetzen, mit geringerem Anteil eine Portion. Pro Tag sollten zwei Obst- und drei Gemüseportionen gegessen werden, wobei eine Portion jener Menge entspricht, die in eine Hand passt.

Smoothie-Hersteller Innocent, der mit dem Slogan "Obst zum Trinken" wirbt, sieht seine Produkte "als kleiner Helfer im Alltag, die einspringen, wenn Hunger aufkommt und kein frisches Obst verfügbar ist. Damit sind sie eher eine gesunde Alternative zu anderen typischen Zwischenmahlzeiten, wie Chips, Keksen oder Schokoriegel." Die Smoothies werden in Großbritannien, dem Ursprungsland von Innocent, hergestellt und nach Österreich geliefert.

"Teuer bezahlter Apfelsaft"

Auch wenn Smoothies kein Zucker zugesetzt wurde, können sie Zuckerbomben sein: Wie ein VKI-Test im vergangenen Herbst ergab, stecken in 330 Milliliter des Alnatura-Smoothies mit Mango, Banane und Apfelmark 46,2 Gramm Zucker. Das sind mehr als 90 Prozent der Menge, die eine erwachsene Frau täglich laut Weltgesundheitsorganisation WHO zu sich nehmen sollte.

Zudem lässt der Produktname häufig andere Fruchtsorten erwarten, als letztendlich im Fläschchen stecken. Für einen Chiquita Smoothie Himbeer-Granatapfel werden nur ein Tropfen Granatapfel und vier zerstampfte Himbeeren verarbeitet, dafür eineinhalb gepresste Äpfel und 13 gepresste Trauben. Auch in der Sorte Kokos-Mango ist die Hauptzutat Apfel, von der Mango ist laut Hersteller ein Bissen in einem Fläschchen enthalten. Im Innocent-Smoothie Orange, Karotte und Mango finden sich 17 gepresste Weintrauben, aber nur ein Stück zerdrückte Mango. "Das ärgert Konsumenten sehr", sagt Beck.

Vom Innocent-Standort in Salzburg heißt es dazu: "Bei der Namensfindung verlassen wir uns ganz auf unseren Geschmackssinn und benennen die Smoothies nach den Früchten, die wir beim Trinken als Erstes schmecken."

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein kam kürzlich in einem Test mit 45 Smoothies zu dem Schluss: "Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich viele Smoothies als teuer bezahlter Apfelsaft mit einigen geschmacksgebenden Früchten garniert."

Beck rät zu Abwechslung beim Obstverzehr: "Man sollte ein breites Farbspektrum von Gelb über Orange und Rot bis Grün essen."

Ein anderer Trend im Getränkebereich ist derzeit hingegen noch nicht im österreichischen Einzelhandel zu kaufen. "Green Smoothies" - mit Obst und grünen Zutaten wie Spinat, Feldsalat und Wildkräutern - werden meist zuhause püriert.