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Snobs haben nicht immer Schwung

Von Christina Böck

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Natürlich kann man sagen: Das Ende kommt nicht gerade überraschend. Das Schiff sinkt, da kann sich ein Drehbuchautor noch so bemühen. Am Mittwoch zeigte der ORF den ersten Teil einer TV-Miniserie über den Untergang der Titanic. Die Erwartungen waren hoch: Das Skript dazu stammt von Julian Fellowes. Von ihm stammt auch die Serie "Downton Abbey", die auf unterhaltsame Weise Erinnerungen an das "Haus am Eaton Place" weckt. Fellowes erzählt da die Geschichte eines herrschaftlichen Hauses in England ab 1912 - tatsächlich beginnt die Serie just an dem Tag, als der Untergang der Titanic über die Telegraphen ging. In "Downton Abbey" gelingt es Fellowes, die Lebenswelten der verschiedenen Klassen mit trockenem Witz zu füllen - in der Titanic-Serie gelingt das nur in Maßen. Die Weltfremdheit des versnobten Adels, in "Downton Abbey" von einer unvergleichlichen Maggie Smith als Lordmutter vermittelt (etwa mit dem Satz: "Was ist ein Wochenende?"), hat zwar ihre Entsprechung in der ein oder anderen zickigen Lady. Aber es fehlt der Schwung. Das mag am bedeutungsschweren Thema liegen. Doch stellt sich die Frage: Wer braucht eine neuerliche Nacherzählung der Katastrophe? Noch dazu, wo in der Schnittfassung, die der ORF bringt, von der einzigen experimentellen Idee - in vier Folgen die gleiche Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven von erster Klasse bis zur Besatzung zu erzählen und dabei rätselhafte Spuren zu legen - nichts mehr zu bemerken ist. Das Schiff geht also unter. Gut, das wussten wir schon.