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"So a sympathische Frau"

Von Martyna Czarnowska

Politik

Sie ist schon ganz heiser. "Das ist vom vielen Kämpfen", erklärt sie dem Publikum, das verständnisvoll klatscht. Dem Oberösterreich- folgte ein Niederösterreich-Tag, davor wurde Salzburg besucht. Wie viele Hände dabei geschüttelt werden, wie viele Polaroidfotos gemacht, lässt sich kaum sagen: Die Bundespräsidentschaftskandidatin der ÖVP, Benita Ferrero-Waldner, tourt im Wahlkampf durch die Bundesländer.


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Anna ist begeistert. Das sagt sie auch. Die 65-jährige Frau hat gerade Benita Ferrero-Waldner im Wahlkampf erlebt, bei einer Rede in einem wunderschön restaurierten Vierkanthof in Ansfelden. Annas Freundin, Maria, führt aus: "Ferrero-Waldner geht auf die Leute zu, das kann sie sehr gut." Dass sie die ÖVP-Kandidatin wählen wird, ist ihr schon lange klar. "Ich habe schon bei der letzten Wahl eine Frau gewählt, und das tue ich jetzt wieder", erläutert Maria. "Da heißt es immer: Frauen sollen in Führungspositionen. Und nun können wir das auch ermöglichen."

Peter hat sich noch nicht entschieden. Der junge Mann ist Mitglied der Volkstanzgruppe, die für die Veranstaltung eingeladen wurde. Auch er ist von Ferrero-Waldner angetan, wen er jedoch wählen wird, weiß er noch nicht. "70 zu 30 sie", meint er. Prognosen über den Ausgang der Wahl will er ebenso wenig abgeben, das hänge auch vom Wetter ab. "Wenn es schön wird, dann gehen viele junge Leute zur Wahl, bevor sie wegfahren. Und dann hat sie eine größere Chance." Ob sie bei jungen Leuten so gut ankomme? "Unterschiedlich", antwortet Peter. "Bei der Landjugend schon, das ist die Gesinnung. Aber die Arbeiter sagen oft, dass sie Fischer wählen. Und vielen ist es einfach egal."

Benita Ferrero-Waldner zeigt sich kämpferisch - sie spricht nicht nur vom Kämpfen, sie vermittelt auch den Eindruck, dies zu tun. Seit Tagen tourt sie wieder durch die Bundesländer, spricht Menschen an, schüttelt ihre Hände. "Es ist schon streng, gell?" fragt eine alte Frau mitleidsvoll. "Sie sind sicher froh, wenn es vorbei ist." Kurz zuvor hat die Kandidatin eine weitere Rede gehalten, vor rund 1.000 - großteils - Frauen in der Stadthalle Wels, hat betont, dass die Zeit reif sei für eine Frau an der Spitze und dass sie eine Volkspräsidentin sein möchte.

Ein Foto mit Benita

Danach bleiben einige Minuten bis zur Abfahrt. Benita - so steht es auf den Plakaten, so wird sie manchmal angesprochen - nimmt Blumensträuße entgegen, gibt Autogramme, posiert für gemeinsame Aufnahmen. Die Polaroidfotos finden reißenden Absatz, die Menschentraube um Ferrero-Waldner wird immer dichter. Die Frauen drängen, kichern, feuern sich gegenseitig an. Wer es geschafft hat, sich mit Benita ablichten zu lassen, zieht zufrieden ab.

Die Wahlkampfslogans finden Gehör. Ferrero-Waldner sei "viel herzlicher und offener als Fischer", sagen ihre Anhängerinnen. Und "mehr internationale Erfahrung" habe sie auch. Für Hermine ist sie "eine sympathische Frau". Zu der Veranstaltung ist die Niederthalheimerin gekommen, weil sie eine Nachbarin überredet hat. "Die ist eine richtige Fanatikerin." Eine Benita-Fanatikerin. Hermine wird Ferrero-Waldner auch wählen. "Meine Schwester fragt mich: Bist du wahnsinnig? Die ist nämlich eine Rote. Doch meine Leute sind freiheitlich, mein Mann war es auch." Warum sie glaubt, dass Ferrero-Waldner ein besserer Bundespräsident als Fischer sein werde? Darauf antwortet Hermine nicht. Sie lächelt nur und zuckt mit den Schultern.