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So ein Stress...

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Die europäischen Aufsichtsbehörden haben 91 Banken nun einem sogenannten Stresstest unterzogen. Angenommen wurde ein wirtschaftlicher und finanzieller Schock - vergleichbar der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008.


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Es wurde dabei errechnet, ob die bedeutendsten Banken Europas einen solchen erneuten Schock aushalten würden oder ob es Zusammenbrüche geben würde.

Das Sandkastenspiel hat einen realen Hintergrund, denn die Zweifel an der Eurozone sind nach wie vor aufrecht. Und die Banken misstrauen einander und leihen sich deutlich weniger Geld, als notwendig wäre, um das Geschäft anzukurbeln. Am Freitagabend wird der Test veröffentlicht, die Aufregung ist seit Tagen groß. Werden die griechischen Banken bestehen? Werden deutsche Landesbanken (international tätige Sparkassen) durchfallen? Was ist mit den spanischen Sparkassen?

Im Vorfeld erklärte praktisch jede der 16 Euro-Regierungen, dass ihre jeweiligen Institute den Stresstest bestehen werden. Österreich ist durch Erste Bank, RZB und die Unicredit-Tochter Bank Austria "vertreten".

Der Stress der Regierungen ist verständlich, sie wollen allen bösen Marktgerüchten entgegentreten. Wer durchzufallen droht, dem droht ein Absturz des Aktienkurses beziehungsweise eine monetäre Austrocknung: Niemand leiht einer Bank Geld, die es bei der nächsten Krise umwirft.

Allerdings haben die vielen positiven Voraus-Meldungen nun die Finanzmärkte in Stress versetzt. Wenn ohnehin alle durchkommen, ist der Test wohl unsinnig, meinen Banker. Abgesehen davon, dass dies nicht der Fall sein wird, ist es ein nicht ganz schlüssiges Argument. Wer genügend Kapital aufweist, dem wird weniger passieren.

Trotzdem ist der Schatten eines Zweifels am Stresstest eine unangenehme Sache. Wenn "die Märkte" die Relevanz des Tests bezweifeln, wird dieser seine Wirkung verfehlen. Denn es geht unter anderem auch darum, dass sich die Banken untereinander wieder stärker vertrauen. Wenn nun die Banken nicht an den Stresstest glauben, dann wohl nur deswegen, weil sie wissen, wo und wie in den Bilanzen getrickst werden kann. Vertrauen können die Banken aber nur dann erreichen, wenn sie einander ebenfalls wieder vertrauen.