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Wer ein Hotelzimmer buchen will, verlässt sich in der Regel auf die übliche Sterne-Bewertung. Diese stiftet aber mehr Verwirrung, als sie Orientierung bietet. Was ein Gast von einer Sterne-Kategorie erwarten kann, ist nämlich von Land zu Land höchst unterschiedlich: In Portugal muss ein Fünf-Stern-Hotel einen Tabak-Fachverkäufer beschäftigen, in Polen müssen Hotels ab der Vier-Stern-Kategorie einen Blumen-Bestellservice bieten.
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Weltweit gibt es weder ein einheitliches System noch gemeinsame Kriterien, welche Voraussetzungen eine Hotelkategorie erfüllen muss. Frankreich hat zum Beispiel erst heuer im Juni einen fünften Stern eingeführt. Europaweit schreiben rund die Hälfte der Länder - wie Griechenland und Spanien - eine Hotel-Kategorisierung gesetzlich vor, in den übrigen Ländern ist sie freiwillig. Finnland und Slowakei vergeben überhaupt keine Sterne, Norwegen führt sie erst 2010 ein. Sogar innerhalb der Länder unterscheiden sich die Kriterien teilweise: In Spanien hat zum Beispiel jede Region ein eigenes System. Marketing-Gags wie die sieben Sterne des "Burj al Arab"-Hotels in Dubai verstärken die Verunsicherung bei den Touristen zusätzlich.
Ein einheitliches Sterne-System würde den Reisenden Klarheit geben und die Hotel-Auswahl erleichtern. Denn die Sterne sind für Reisende ein wichtiges Entscheidungskriterium: Bei der Auswahl ihres Hotels richten sich Touristen neben einer persönlichen Empfehlung vor allem nach den Sternen, wie eine Befragung unter deutschen Gästen ergab.
Einen Vorstoß gibt es nun in Österreich, Deutschland und der Schweiz: Österreich und Deutschland stellen Anfang 2010 auf ein gemeinsames System um, die Schweiz folgt ein Jahr später. Auch wenn der Markt sich in diesen Ländern gleicht, war die Einigung auf 270 Pflicht- sowie nicht zwingende Kriterien ein schwieriges Unterfangen, sagt Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des deutschen Hotelverbandes. Europaweit haben sich die Hotelfachverbände lediglich auf 15 Regeln geeinigt, die allen Bewertungssystem zugrunde liegen müssen.
Schon im mitteleuropäischen Raum ist ein Konsens schwierig. International einheitliche Hotel-Standards liegen in noch weiterer Ferne. Die Bemühungen der Welttourismusorganisation UNWTO und der internationalen Organisation für Normung ISO um gemeinsame Kriterien scheiterten vor allem am Widerstand von Ländern wie Deutschland und Österreich, die um ihre hohen Standards fürchten. "Die Einigung auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner ist nicht im Sinne des Gastes", sagt Luthe. Die Standards in äthiopischen Hotels ließen sich nicht mit den österreichischen vergleichen.
Denn die Standards müssen auch klimatische und kulturelle Unterschiede berücksichtigen: Für ein Hotel in Ägypten sollte im Gegensatz zu Dänemark eine Klimaanlage zu den Mindestanforderungen gehören. Ein einheitlicher Kriterienkatalog ist also fast unmöglich.
Zudem bekommt die Sterne-Einstufung Konkurrenz durch das Internet: Viele Reisende verlassen sich mittlerweile auf Hotel-Bewertungen im Netz. Zwar geben diese nur einen subjektiven Eindruck wieder. Doch die Bewertungsportale werden - gemäß dem Gesetz der "Intelligenz der Masse" - umso glaubwürdiger, je mehr Bewertungen es gibt. Das neue System in Österreich, Deutschland und der Schweiz will daher Feedback im Netz fördern: Für Hoteliers, die ihre Gäste um eine Bewertung bitten, gibt es Zusatzpunkte. So könnten Internet-Portale die Sterne-Einstufung sinnvoll ergänzen.
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