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So geht Demokratie in Österreich

Von Tina Dunkelbunt (Bürgerjournalistin)

Gastkommentare

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Es trägt sich jedes Mal erneut zu, dass, wenn innerhalb unserer Bundesgrenzen Wahlen stattfinden, danach so sicher wie das Amen im Gebet eine Welle der Fassungslosigkeit ausbricht.

Solange sich dies innerhalb der eigenen vier Wände im Privaten abspielt, mag das ja vielleicht noch legitim sein. Dass es aber öffentlich stattfindet, empfinde ich persönlich als fragwürdig, denn: wir leben in Österreich in einer Demokratie. Das bedeutet, dass jede/r Österreicher/in, der oder die wahlberechtigt ist, auch berechtigt ist, jener Partei am Stimmzettel sein/ihr Kreuzchen zu geben, die ihm/ihr am meisten zu Gesicht steht. Dass Wahlen hierzulande immer darin resultieren, dass viele Medien viel Energie aufwenden, möglichst genau herauszufinden, welche Wählergruppen nun welche Partei gewählt haben, um die, die wiederum den entsprechenden Medienmachern nicht zu Gesicht stehen, mit virtuellen faulen Eiern zu bewerfen, finde ich mühsam und auch weit entfernt von all jenem, was ich unter Demokratie verstehe.

Dass öffentliche Plattformen von sich als intellektuell und niveauvoll titulierenden Printmedien geboten werden, auf denen originelle Wähler einer besonders demokratischen Fraktion kundtun können, dass man am besten allen Männern unter 30 das Wahlrecht aberkennen sollte, hat nichts mit Demokratie und Toleranz zu tun, die von selbigen immer gepredigt werden. Für alle, die es also noch nicht begriffen haben: das ist nun mal das System der Demokratie: jeder darf mitreden und die Mehrheit entscheidet (das kann im Übrigen keinen Aufschluss darauf geben, was auf meinem Zettel angekreuzt wurde. Aber ob es mir gefällt oder nicht, was die anderen getan haben - so sind nunmal die Spielregeln).

Wobei man bei all der Hysterie über Sodom und Gomorrha vielleicht noch berücksichtigen sollte: weniger als 50 % der Wahlberechtigten haben es der Mühe wert gefunden, ihr Kreuzchen zu machen. Wenn man also einrechnet, aus welchen Wählerschaften sich die Nichtwählerpartei hauptsächlich zusammensetzt, sehen die Prozentsätze noch einmal ganz anders aus. Denn das finde ich persönlich tatsächlich schockierend: mehr als 50 % der Menschen, die wählen dürfen, wollen nicht. Und wer zetert darüber?