Schlampige und unvollständige Schreiben werden aussortiert. | Bei Kenntnissen in Fremdsprachen wird oft dick aufgetragen.
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Wien. Eine schriftliche Bewerbung muss den Personalchef des Wunsch-Arbeitgebers in kurzer Zeit überzeugen - doch schon die Anrede des Schreibens strotzt oft vor Fehlern, heißt es von Personalverantwortlichen. "Häufig wird sogar Name der Firma oder des Adressaten falsch geschrieben", sagt Birgit Heider, Personaldirektorin des Kosmetikkonzerns Beiersdorf CEE.
Diese Bewerbungen landen bei der Personalchefin des Nivea-Herstellers auf einem gesonderten Stapel: "Wenn man sich bewirbt, sollte man sich die Mühe machen, den richtigen Ansprechpartner herauszufinden", ist Heider überzeugt. Wenn auf eine offene Trainee-Stelle rund 400 Interessenten kommen, können sich Bewerber solche Nachlässigkeiten nicht erlauben.
Auch bei Sigrid Heinzle, der Personalverantwortlichen für den Bereich Finanz bei Coca-Cola Hellenic in Österreich, landen oft Bewerbungen mit falscher Anrede am Tisch: Da wird aus "Frau Heinzle" ein "Herr Heinzle" - und das E-Mail wird per Verteiler an fünf verschiedene Firmen gesandt. Oder jemand bewirbt sich für "die offene Position" - obwohl das Unternehmen 15 Stellen ausgeschrieben hat. Auch zerknitterte Bewerbungen mit Kaffeeflecken waren schon dabei, schildert Heinzle.
Der Grund für solche Fehler liegt darin, dass der Großteil der Bewerbungen vorgefertigt und nur das Anschreiben an die Firma angepasst wird, sagt Peter Gusmits von Neumann International. "Manche vergessen dann, das Schreiben zu adaptieren", so Gusmits.
"Angestellter" sagt nichts über frühere Arbeit aus
Aussortiert werden Bewerbungen oft, weil sie unvollständig sind. Wird zum Beispiel kein Lebenslauf mitgeschickt oder fehlen die Kontaktdaten, verursacht das dem potenziellen Arbeitgeber zusätzlichen Rechercheaufwand - und diese Zeit nimmt sich kaum ein Personalchef. Ebenso schlechte Chancen hat, wer per E-Mail unzählige Dateien wie Zeugnisse mitschickt.
Das Hauptaugenmerk legen die Personalverantwortlichen auf die fachlichen Kenntnisse - inwieweit das Profil mit den Anforderungen der Stellenanzeige übereinstimmt. "Bei vielen Bewerbungen passt der Inhalt nicht zur ausgeschriebenen Position", so Heider.
Häufig sind Lebensläufe unstrukturiert oder nichtssagend. "Ein Positionstitel alleine sagt nicht viel aus, denn in jeder Firma steckt dahinter etwas anderes", sagt Heinzle. Um die bisherige Tätigkeit besser einschätzen zu können, rät sie Bewerbern, die wichtigsten Aufgaben in Stichworten zusammenzufassen und die Bewerbung vor dem Abschicken von jemandem auf Fehler und Verständlichkeit lesen zu lassen.
"Im Lebenslauf als Position ,Angestellter anzuführen, ist eine Nullaussage", sagt Gusmits. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine halbe bis eine Seite sein, der Lebenslauf rund zwei Seiten.
Bewerbung bei Coca Cola per Flaschenpost
Herausgestochen aus der Masse ist für Heinzle eine Bewerbung, die per Flaschenpost - in einer Coca Cola-Flasche - kam. Eine Bewerberin schickte ein zusätzliches Foto von sich mit Cola-Dosen als Lockenwickler. Einen positiven Eindruck hinterlasse auch, wenn Bewerber persönliche Erlebnisse oder die Beziehung zur Marke schildern. Anstatt Vorlagen zu übernehmen, zahlt es sich also aus, eine persönliche Note einfließen zu lassen.
Zu kreativ sollten sich Kandidaten aber auch nicht bewerben: Ein Schreiben war mit Farbstift-Zeichnungen von Nivea-Dosen vollgemalt, erzählt Heider. "Das wirkte eher wie ein Bilderbuch als eine Bewerbung." Selbst designte Logos mit den eigenen Initialen würden sich nur für Stellen im kreativen Bereich eignen, nicht für einen Bürojob.
Unwahrheiten fliegen schnell auf
Ein weiterer Fehler: "Viele Bewerber tragen bei ihren Fähigkeiten zu dick auf", sagt Gusmits. Ausgeschmückt werden häufig Sprach- und Computerkenntnisse. Das fliegt aber schnell auf, wenn im Vorstellungsgespräch von Deutsch zu Englisch gewechselt wird. Einen schlechten Eindruck hinterlässt außerdem, wenn der Kandidat nicht über das Unternehmen und dessen Marken Bescheid weiß.
Lässt die Firma länger als zwei bis drei Wochen nichts von sich hören, kann der Interessent nachhaken. Beiersdorf bemüht sich hingegen, jeden Bewerber zu informieren, ob er eine Runde weiter ist - bei schriftlichen Absagen wird eine kleine Nivea-Dose als Dankeschön mitgeschickt.