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So gut wie heuer bleibt es nicht

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

EU wächst 2006 so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr. | Arbeitslosigkeit sinkt deutlich. | Österreich wächst stärker als die Euro-Zone. | Brüssel/Wien. Die Herbstprognose der EU-Kommission bringt eine gute und eine weniger gute Nachricht.


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Die gute Nachricht lautet: Die Wirtschaft in der EU wächst stärker als noch vor wenigen Monaten erwartet. Mit 2,8 Prozent (beziehungsweise 2,6 Prozent in der Euro-Zone) wird das Wachstum heuer so hoch sein wie zuletzt im Jahr 2000. Getragen wird die kräftige Konjunktur von einem robusten Wachstum der Inlandsnachfrage, steigenden Investitionen und einer starken Weltwirtschaft.

Die weniger gute Nachricht lautet: So gut wie heuer wird es zumindest in den nächsten beiden Jahren nicht mehr laufen. Für 2007 und 2008 prognostiziert die Kommission der gesamten EU ein Wachstum von 2,4 Prozent; in der Euro-Zone soll die Wirtschaft 2007 um 2,1 Prozent wachsen und 2008 nur geringfügig auf 2,2 Prozent zulegen.

USA und Deutschland sorgen für Abkühlung

Die Kommission sieht vor allem zwei Faktoren, die sich in den nächsten Jahren dämpfend auf das Wirtschaftswachstum auswirken werden.

Zum einen sind das die USA: Steigende Leitzinsen, höhere Energiepreise, aber vor allem das Platzen der Immobilien-Spekulationsblase der letzten Jahre werden die Nachfrage der amerikanischen Haushalte verringern.

Statt um 3,4 Prozent wie heuer wird das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) im nächsten Jahr nur um 2,7 Prozent, im übernächsten Jahr um 2,8 Prozent wachsen. Für die USA sind das die schwächsten Zahlen seit dem Jahr 2003. Damals wuchs die Wirtschaft um 2,5 Prozent.

Zum anderen wirkt sich auch Deutschland nächstes Jahr dämpfend auf die Konjunktur aus. Zwar ist die deutsche Wirtschaft derzeit stark; die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent wird jedoch die deutsche Nachfrage beeinträchtigen.

Während die Kommission in Deutschland für heuer ein Wachstum von 2,4 Prozent sieht, wird sich die Wachstumsrate im nächsten Jahr auf 1,2 Prozent halbieren.

7 Millionen neue Jobs in der Europäischen Union

Trotz der Abkühlung wird in der EU die Arbeitslosenrate in den nächsten Jahren sinken. Bis 2008 werden laut Prognose 7 Mio. neue Jobs entstehen, 5 Mio. davon in der Euro-Zone. Die Erwerbsquote steigt dadurch von 63,8 auf 65,5 Prozent; die Arbeitslosenrate sinkt von einem Höchststand von über 9 Prozent im Jahr 2004 auf 7,3 Prozent im Jahr 2008.

Auch in Österreich bringt das heurige Jahr auf absehbare Zeit das höchste Wachstum. Die Kommission sieht heuer 3,1 Prozent. Wegen der Abschwächung in Deutschland wird aber auch die heimische Wirtschaft im nächsten Jahr deutlich nachlassen. Das Wachstum soll auf 2,6 Prozent zurückfallen. Damit liegt Österreich aber immer noch über dem Durchschnitt der Euro-Zone.

Die positive Entwicklung Europas bei der Senkung der Arbeitslosigkeit findet in Österreich keinen Niederschlag. Heuer wird die Arbeitslosigkeit wegen der Hochkonjunktur zwar leicht zurückgehen, in den nächsten Jahren sieht die EU aber eine Stabilisierung. Der Grund: Immer mehr Frauen und Zuwanderer drängen auf den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig bleiben wegen der Pensionsreform Arbeitnehmer länger im Job.