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So mancher Journalist trotzt den Schikanen in Simbabwe

Von Tina von Löhneysen

Politik

Johannesburg - Trotzig erteilte der simbabwesische Journalist Basildon Peta all jenen eine kategorische Absage, die es gut mit ihm meinen: "Ich bleibe im Lande!", betonte der 30-Jährige. Er steht nach inoffiziellen Angaben an der Spitze einer "Abschussliste", mit der Präsident Mugabe unbequeme Berichterstatter loswerden will. Obwohl die Existenz der Liste offiziell bestritten wurde, geht die Angst unter den Regierungskritikern des afrikanischen Lands um.


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Die Einschüchterungskampagne der Regierung von Präsident Robert Gabriel Mugabe nimmt immer gröbere Züge an. Der hartnäckig um den Machterhalt ringende Mugabe will all denen die Daumenschrauben anlegen, die nicht bereit sind, über die Missstände im Lande sowie die offensichtliche Verbindung zwischen Farmbesetzern und Regierung zu schweigen. Mit der Einsetzung des Hardliners Jonathan Moyo als Informationsminister versetzte der Präsident dem freien Wort einen Nasenstüber. Je näher die Wahlen im kommenden Frühjahr heranrücken, bei denen Mugabe nach 21 Jahren eine sechste Amtszeit anstrebt, umso harscher wird der Druck.

Kritischer Journalismus - klarer Fall für die Polizei

Peta, Reporter der privaten Wochenzeitung "Financial Gazette", ist nur einer von acht Journalisten, die in den vergangen beiden Wochen mehrfach von der Polizei vorgeladen wurden. Nach seinen Angaben seien die Verhöre offensichtliche Einschüchterungsversuche: Gewehre und Pistolen hätten während des Gesprächs deutlich sichtbar auf dem Tisch gelegen, schrieb er am vergangenen Freitag in der südafrikanischen Tageszeitung "The Star", für die er auch berichtet. Schikanen und selbst Sprengstoffanschläge gegen ihre Druckerei sind auch die Journalisten der regierungskritischen Zeitung "Daily News" gewohnt. Vier von ihnen waren vor zwei Wochen wiederholt festgenommen worden. Die unabhängige Zeitung hatte berichtet, die Polizei sei an den jüngsten Plünderungen indirekt beteiligt gewesen.

Ausländer unerwünscht

Bedroht fühlt sich Mugabes Regierungspartei Zanu-PF aber nicht nur durch unabhängige simbabwesische Medien, sondern vor allem durch internationale Journalisten. Im Februar waren der BBC-Korrespondent Joseph Winter und die Mitarbeiterin der südafrikanischen "Mail and Guardian", Mercedes Sayagues, des Landes verwiesen worden - unter dem Vorwurf, Lügen zu verbreiten. Simbabwes Regierung hat offensichtlich die BBC zum Intimfeind erklärt. Nachdem Moyo in einer BBC-Sendung über Mugabes Rede im Parlament Ungenauigkeiten ausmachte, wies er der britischen Medieninstitution die Tür. Die BBC solle erst einmal faire Berichterstattung wie zu Hause auch üben, meinte er.

Auch David Blair von der britischen Zeitung "Daily Telegraph" bekam den scharfen Wind zu spüren. Er verließ Simbabwe, nachdem die Regierung eine Verlängerung seiner Arbeitserlaubnis verweigert hatte. Mittlerweile müssen ausländische Journalisten vier Wochen vor Einreise nach Simbabwe eine spezielle Genehmigung beantragen. Die USA verurteilten den Schritt, der ganz offensichtlich auf die Beschränkung internationaler Berichterstattung ziele. Die langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie ließen in Simbabwes Nachbarland Südafrika die dort akkreditierten Journalisten aktiv werden. Der Verband der Auslandspresse (FCA) trug Simbabwes Botschafter bereits die Sorgen seiner Mitglieder vor, die um ihre Akkreditierung für die Wahlkampf-Berichterstattung fürchten.