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So schlägt Österreich die Ukraine

Von Alexander Belinger

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Der Autor ist Fußballtrainer und Spielanalyst.

Für die fehlende Tiefe im Offensivspiel könnte Karim Onisiwo eine Lösung sein.


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Nach der Niederlage gegen die Niederlande kommt es, wie es kommen musste: Im finalen Gruppenspiel gegen die Ukraine entscheidet sich, welche der beiden Nationen sich den zweiten Gruppenplatz und damit den fixen Aufstieg ins Achtelfinale sichern kann. Die Ukraine hat dabei nicht nur die besseren Karten - ihr reicht bereits ein Unentschieden -, sondern bisher auch die besseren Leistungen als Österreich gezeigt.

Gegen die Niederlande hatte die Ukraine defensiv noch Schwierigkeiten, war dem Unentschieden aber näher als Österreich. Nordmazedonien stellte für die Ukrainer ein geringeres Problem dar als für die Österreicher. In diesem Spiel zeigte sich, dass es bei der Qualität in der Offensive einen Unterschied gibt. Die Ukraine hat mit Ruslan Malinovskyi und Andryi Yarmolenko hervorragende Kreativspieler in ihren Reihen, verfügt mit Roman Yaremchuk auch über einen sehr kompletten Mittelstürmer. Beim Kreieren von Torchancen tat sich die Ukraine deutlich leichter. Zudem funktioniert die Mannschaft der Stürmerlegende Andryi Shevchenko sehr gut. Sie hat fast keine Schwächen und verfügt über gute Abläufe in allen Phasen des Spiels. In Ballbesitz wird sehr gut kombiniert, und speziell Manchester City’s Oleksandr Zinchenko und Atalantas Malinovskyi sind für das Kombinationsspiel enorm wichtig. Sie muss Österreich unter Kontrolle bringen.

Auch defensiv ist die Ukraine gut aufgestellt: Gerne wird im 4-3-3 hoch gepresst, gegen starke Gegner oder nach Führungen wird aber auch häufig im 4-5-1 weit in die eigene Hälfte zurückgezogen. Dieser tiefe Abwehrblock ist unangenehm zu bespielen. Auch Spanien versuchte dies schon vergeblich, verlor in der Nations League mit 0:1. Gerade diese Defensive zu bespielen, ist problematisch für Österreich, denn das Niederlande-Match offenbarte erneut Schwächen in der Offensive. Foda veränderte die Formation zwar von einem 3-5-2 in Ballbesitz auf ein 3-4-3, vertraute aber auf einen ähnlichen Plan wie gegen Nordmazedonien. Marcel Sabitzer sollte sich wieder auf den linken Flügel rausbewegen und von dort aus das Spiel gestalten. Was gegen Nordmazedonien noch funktionierte, konnte das Mittelfeld der Oranje allerdings gut verteidigen. Ansonsten hatte Österreich nur wenig Ideen zu bieten. Auch die Änderung in der Sturmspitze brachte keine Besserung: Foda kritisierte, dass Michael Gregoritsch sich zu viel ins Mittelfeld zurückfallen ließ, obwohl er eigentlich für Tiefe im Spiel zuständig wäre. Dies war auch schon mit Sasa Kalajdzic der Fall. Von den anderen Spielern kommen ebenso wenige Läufe in die Tiefe, wodurch die Niederlande kompakt bleiben und einfach verteidigen konnte. Marko Arnautovic bringt zwar viel mehr Kreativität und Dribbelstärke in die Mannschaft, doch das Problem der fehlenden Tiefe wird sich mit ihm ebenso nicht ändern. Stattdessen könnte Karim Onisiwo eine entscheidende Personalie sein: Er fand die beste Chance im Spiel vor - und dies war kein Zufall. Onisiwo hat viel Tempo und attackiert häufig die Räume hinter der Abwehr. Kalajdzic ließ sich, wie es seinem Naturell entspricht, zurückfallen, und setzte ihn dann fast perfekt ein. Aktionen wie diese wird es auch gegen die Ukraine benötigen.