Zum Hauptinhalt springen

So verläuft ein Seligsprechungsverfahren

Von Heiner Boberski

Politik

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Für eine Seligsprechung, Beatifikation, die eine Vorstufe zur Heiligsprechung, Kanonisation, darstellt, sieht die römisch-katholische Kirche ein kompliziertes Verfahren vor. Es wurde 1983 reformiert - damals hat man zum Bedauern vieler den "advocatus diaboli" ("Anwalt des Teufels"), der alle gegen eine Seligsprechung sprechenden Argumente vertrat, abgeschafft - und umfasst drei große Phasen.

Den ersten Teil des Prozesses wickelt die betroffene Diözese ab. Dafür werden alle vorliegenden Dokumente, Zeugnisse, Schriften zur Person des Verstorbenen gesichtet und ausgewertet sowie Zeugen, die ihn persönlich gekannt haben, befragt. Die Betreiber der Seligsprechung vertritt der "Postulator", der Verfahrensleiter wird vom Bischof bestellt und ist meist ein im Kirchenrecht kundiger Geistlicher. Das Ergebnis dieser Phase, das "Transumptum", geht an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen nach Rom.

Dort wird in einer zweiten Phase aus dem nochmals kritisch gesichteten Material eine "Positio" über Leben und Tugenden des als "Diener Gottes" bezeichneten Kandidaten erstellt. Im dritten Abschnitt des Prozesses beurteilt eine Kommission von Fachtheologen, je nach Fall auch mit Beiziehung von Historikern, die Causa und legt sie bei positiver Beurteilung den in der Kongregation versammelten Kardinälen und Bischöfen vor. Diese entscheiden, ob dem Papst empfohlen wird, das "Dekret über den heroischen Tugendgrad" zu veröffentlichen. Gleiches geschieht mit dem Prozess über das Wunder, das - ausgenommen bei Märtyrern - Voraussetzung für eine Seligsprechung ist. Ob die Seligsprechung dann erfolgt, liegt allein in der Entscheidung des Papstes.

*

ORF überträgt

ORF 2 überträgt wie einige andere TV-Anstalten am Sonntag, 3. Oktober, ab 9.50 Uhr, den Gottesdienst mit der Seligsprechung live. Papst Johannes Paul II. wird die Messe selbst zelebrieren. Zu den Konzelebranten zählen der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Kaplan Franz Xaver Brandmayr aus Österreich - sowie der einzige Priester aus der ehemaligen Herrscherfamilie, Paolo Habsburg, der zur Gemeinschaft "Legionäre Christi" gehört.