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Am Wochenende hatte die deutsche Knigge-Gesellschaft ihre Jahreshauptversammlung. Einstimmig wurde da zum Beispiel beschlossen, dass das Popcorn-Geknuspere in Kinosälen ein Ende haben soll. Die Knigge-Gesellschaft hat es gut getroffen, dass sie am Wochenende beschäftigt war. Sonst wären den Herrschaften vielleicht die weißen Handschuhe vor Schreck in den Milchkaffee gefallen. Denn zum Thema gutes Benehmen konnte man dieser Tage hierzulande einiges lernen. Da hat der ORF seinen Bildungsauftrag richtig ernst genommen. Nachdem ein Rapper mit einschlägigem Vorleben einem Societyreporter ins Gesicht geschlagen hatte, lernte man etwa, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die sich öffentlich dazu bekannten, das gut zu finden. Sozusagen nach der obersten Höhlenmenschen-Direktive: Wer unsympathisch ist, der hat eh Drisch verdient. Sehr zivilisiert. Nach einer Denkpause von immerhin nur zwei Tagen ist das Sido aufgefallen, er hat auf Facebook zugegeben, dass er diese Form der Unterstützung bedenklich findet.
Für dieses durch und durch primitive Schauspiel ist der ORF selbst verantwortlich: Er hat die Protagonisten engagiert, ihre Vorgeschichte im Provozieren auf ihre jeweilige Art war bekannt. Sie sind, das ist der springende Punkt, letztlich Privat-TV-Personal. Der ORF hat sich von beiden getrennt, von Sido fristlos, Dominic Heinzls Vertrag wurde nicht verlängert. Programmdirektorin Zechner will wieder mehr Nachrichten im Vorabend. Wenn’s leicht geht, bitte über keine Schlägereien mehr aus dem eigenen Haus. ORF heißt ja noch nicht Österreichischer Rowdy-Funk.