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"So viele Zuweisungen wie nie"

Von Martyna Czarnowska

Politik

Das Interesse am Zivildienst ist nach den Novellen der letzten Jahre weniger gesunken als von Trägerorganisationen befürchtet. Prozentuell war der Anstieg bei den Zivildienern zwar geringer als bei allen Wehrpflichtigen. Doch das Innenministerium verweist auf absolute Zahlen: Demnach habe es im Vorjahr einen "Zuweisungsrekord" gegeben.


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Einige Zahlen geben Florian Seidl zu denken. Der Bundessprecher der Plattform für Zivildienst spricht dabei vom aktuellen Drei-Jahres-Bericht des Innenministeriums: Demnach habe sich die Zahl der Zivildiensterklärungen von 1998 auf 2001 um 13,5 Prozent reduziert. Die Gründe liegen für Seidl auf der Hand: Nach den Novellen der Jahre 2000 und 2001 haben sich die Bedingungen für Zivildiener verschlechtert. So seien die Kosten für die Verpflegung an die Einrichtungen "ausgegliedert" worden; eine Feststellung, wie hoch der Betrag dafür sein sollte, gibt es nicht mehr. Damit sei der Zivildienst finanziell gesehen für einige Einrichtungen unattraktiver geworden - und für Interessenten unsicherer.

Diese Einschätzung wird weder beim Österreichischen Roten Kreuz noch bei der daraus hervor gegangenen Zivildienstverwaltungs GmbH. geteilt. "Der Bedarf an Zivildienern steigt, und die Einrichtungen suchen weiterhin um sie an", erklärt Geschäftsführer Andreas Achrainer. Der Zustrom sei ungebrochen, und der Zugang seit dem Wegfall der Gewissensprüfung leichter geworden. Und Wartezeiten ergeben sich in erster Linie nur daraus, dass Anmeldungen zu spät gestellt werden.

Dass das Interesse am Zivildienst gesunken sei, bezeichnet auch Bruno Seibert, Leiter der Zivildienstabteilung im Innenministerium, als unrichtig. Er verweist auf die absoluten Zahlen: In den Jahren 1996 bis 1998 gab es 22.241 anerkannte Zivildienstpflichtige, 1999 bis 2001 waren es 25.737. Im Vorjahr habe es im Schnitt sogar einen "Zuweisungsrekord" gegeben - mit 8.249 durchgehend Zivildienst-Leistenden. Auch sei die Zahl der angebotenen Plätze gestiegen: Im Jänner 1999 gab es 10.095 Plätze bei 775 Einrichtungen, im Dezember 2001 um 600 Plätze mehr bei 829 Einrichtungen.

Die Frage nach der Verpflegung weist das Innenministerium von sich: Der Verfassungsgerichtshof habe die Formulierung "angemessene Verpflegung" für ausreichend befunden. Die Plattform für Zivildienst sieht das anders: Sie möchte weiterhin für eine Festlegung des Betrags kämpfen.