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Software als "strategische Waffe"

Von Monika Jonasch, Kopenhagen

Wirtschaft

Der deutsche Softwarekonzern SAP konzentriert sich nach seinem US-Abenteuer und dem Übernahmekampf um Retek mit der Konkurrenz von Oracle wieder mehr auf Europa. Zufällig findet auch die heurige "Sapphire", überdimensionale Hausmesse für etwa 6.000 Partner, Kunden und Medienvertreter, wieder in Europa statt - und zwar in Kopenhagen.


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Dass Europa noch immer so weit von den Wachstums-Zielen von Lissabon entfernt ist, bedauert SAP-CEO Henning Kagermann zwar, bietet aber gleich eine Lösung an: Bessere IT sei das beste "Werkzeug, um die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu verbessern", meint er. Sich schnell ändernde Kundenwünsche und drohende Marktkonsolidierung würden heute mehr von den IT-Systemen verlangen, beschreibt er die aktuellen Rahmenbedingungen. "Wir müssen unseren Fokus auf das Geschäft unserer Kunden legen. IT ist zu einer strategischen Waffe in den Unternehmen geworden."

Dabei setzt SAP vor allem auf seine offene und systemneutrale Integrations- und Anwendungsplattform "NetWeaver". Flexible Lösungen, branchenspezifische Ausprägungen, die Vernetzung mit Kunden und Partnern würden künftig die Business-Software prägen, zeichnet Kagermann SAPs Weg für die nächsten zwei Jahre vor. Wie man bereits an der Automobilbranche gesehen hätte und derzeit im Banken- und Versicherungssektor beobachten könne, gebe es nur noch zwei Möglichkeiten für Unternehmen: im Zentrum des Marktes den Integrator zu spielen oder sich als Spezialist in Nischen zu positionieren. "Wie auch immer, die Firmen müssen sich nahtlos in die verschiedensten Netzwerke der Wertschöpftungskette einhängen können", erläutert Kagermann. "Und dabei können sie sich immer weniger auf Routine verlassen, sondern werden vielmehr von plötzlichen Ereignissen und Notfällen getrieben." Information sei ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil, diese müsse leichter erhältlich sein, um rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen, meint Kagermann.

Gemeinsam mit Microsoft hat SAP das Produkt "Mendocino" entwickelt, das nun erstmals präsentiert wurde. Es ist die erste Kooperation dieser Art zwischen den beiden Software-Konzernen. "Mendocino" vereint die Oberfläche und Funktionen von Outlook, wie beispielsweise den Kalender, mit Informationen aus dem SAP-Umfeld. So läßt sich etwa eine Urlaubsanfrage mit der Information, wie viele Urlaubstage noch zur Verfügung stehen, verbinden. Ein Mail, das vor einem Lieferengpass warnt, kann direkt mit der Installation eines neuen Lieferanten beantwortet werden und der Engpass somit gleich behoben werden.

Jeff Raikes, Group Vice President von Microsofts Information Worker Group: "Es wird viel zu viel Zeit damit verschwendet, Informationen weiterzugeben oder auf sie zu warten. Entscheider verbringen 25 bis 30% ihrer Zeit mit der Suche nach den ausschlaggebenden Informationen." "Mendocino ist ein echter Durchbruch", freut sich Kagermann. Die Lösung soll ab dem vierten Quartal 2005 verfügbar sein.