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Dass es bei den Oscars schon lange nicht mehr oder vielleicht auch nie um Filmkunst gegangen ist, daran hat man sich gewöhnt. Vielleicht ist es auch bei den Grammys nie um die Musik gegangen. Nie wurde einem das aber brutaler kommuniziert als in der Verwertung der Gala auf dem Sender Sixx. Der gehört zu ProsiebenSat1, das die Ausstrahlungsrechte der Musikpreisverleihung im deutschsprachigen Raum hält. Auf Sixx wurde also eine Zusammenfassung gezeigt. Es war kurz gesagt eine Sendung über die Grammys für Menschen, die eigentlich keine Musik mögen. Und die sich nicht daran stören, dass der aufregende Rap-Auftritt von Preisträger Kendrick Lamar unter all dem Geplapper über seine Celebritynetzwerke kaum zu verfolgen war.
Nun ist die Grammy-Show anders als die Oscars nicht bloß eine Aneinanderreihung von Menschen in Abendkleidung, die eine Trophäe halten. Bei den Grammys wird tatsächlich so eine Art Leistungsschau des Musikjahres mit Live-Auftritten geboten, und es gibt wohl auch so manchen Künstler neu zu entdecken. Das ist in einer Zeit, in der, wie das Nielsen Institut Anfang des Jahres berechnet hat, im Vorjahr erstmals mehr altbekannte Musik von Beatles und Co. verkauft wurde als Alben von neuen Talenten, eine recht kostbare Gelegenheit. Der Musikindustrie ist es natürlich recht, wenn die billig rausgehauten Archivschätze ohnehin beliebter sind. In letzter Konsequenz werden junge Stimmen im Vergleich dazu wohl einfach zu teuer werden. Und dann wird man sich ärgern, dass man damals, als es noch innovative Musik im Free-TV zu sehen gab, gar nichts davon mitgekriegt hat.