Schülervertreter Michael Sack mit Kritik am Verhalten der Schüler im Streit. | "Schülerstreik wird nichts bringen." | "Wiener Zeitung": Acht Wochen streiten Lehrer und Unterrichtsministerin erbittert. Am Ende steht ein Kompromiss, bei dem sich die Schüler als die großen Verlierer sehen. Wie das?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Michael Sack: Der Fehler war, dass wir Schüler uns mit den Interessen der Lehrer solidarisiert haben. Wir sollten für unsere eigenen Anliegen kämpfen. Dass wir jetzt wegen des Wegfalls der fünf schulautonomen Tage, sauer sind, ist natürlich logisch.
Warum die Aufregung, gibt es nicht genug Ferien?
Wir haben sicher sehr viel Ferien, das Problem ist der Eingriff in die Schulautonomie. Und die freien Fenstertage haben verhindert, dass die Schüler unerlaubt der Schule fernbleiben, weil kommen würden sie oft ohnehin nicht. Grundsätzlich glaube ich, dass diese Lösung weder budgetär noch qualitativ für die Schule etwas bringt.
Gab es Aufforderungen der Lehrer an die Schüler, sich im Konflikt mit der Unterrichtsministerin auf die eigene Seite zu schlagen?
Ich weiß nicht, ob parteinahe Schülerorganisationen tatsächlich instrumentalisiert worden sind, aber ich vermute doch. Ein Hinweis darauf ist, dass die Lehrer-Gewerkschaft einen Pisa-Boykott angedroht hat und die ÖVP-nahe Schülerunion da mitgezogen hat. Auch das war ein schwerer Fehler, weil es uns Schüler in ein schlechtes Licht rückt.
Wie stehst Du zum Pisa-Boykott?
Die Begründung ist falsch. Man sollte nicht Pisa boykottieren, weil die Ministerin gewisse Projekt plant - das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der richtige Grund für einen Boykott wäre, weil Pisa als Studie nichts aussagt.
Der Einfluss der Parteien macht auch vor der Schülerpolitik nicht Halt - die Aktion Kritischer Schüler steht der SPÖ nahe, die Schülerunion der ÖVP. Schädlich oder positiv?
Schlecht. Ich bin jetzt seit einem Jahr als Unabhängiger in der Bundesschülervertretung und es werden einfach Beschlüsse nur deswegen nicht angenommen, weil sie von einer anderen Partei beantragt wurden.
Macht eine Institution wie die Bundesschülervertretung überhaupt Sinn?
Nur dann, wenn sie vom jeweiligen Minister auch gehört wird. Das ist derzeit nicht der Fall und war es auch früher nicht.
Wenn Du die Möglichkeit hättest, welche drei Dinge würdest Du sofort an der Schule ändern?
Das Wichtigste sind die Lehrer, deren Motivation hat durch die jüngsten Debatten stark gelitten und muss gesteigert werden. Ich würde sinnlose Dinge wie die Supplierstunden abschaffen, hier wird nur in den allerseltensten Fällen der vorgesehene Fachunterricht gehalten. Und ich würde die Sprachförderung in den Volksschulen weiter verstärken. Diese Dinge würden mehr zu einer besseren Schule beitragen als große Systemänderungen.
Am Freitag gehen die Schüler auf die Straße. Was soll dabei herauskommen?
Ich fürchte, der Streik wird nichts bringen. Es hat acht Wochen gedauert, bis diese Lösung gefunden wurde, jetzt wird die Ministerin das wohl kaum mehr wieder ändern. Statt zu protestieren, würde ich es für besser erachten, die Öffentlichkeit über unsere Anliegen zu informieren - da sind die freien Tage nur ein Punkt. Im Moment weiß niemand, was wir Schüler wirklich wollen.