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Solidaritätswelle für DiTech

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Zunehmender Online-Einkauf bringt etablierte Händler in Schwierigkeiten.


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Wien. Während der insolvente Händler DiTech weiter mit einem Investor verhandelt, setzt sich eine eigene Facebook-Gruppe für den Erhalt des Computerhändlers ein. Bis Montagnachmittag fanden sich bereits mehr als 7500 Unterstützer. "Wir brauchen DiTech. Und nicht irgendwas", heißt die Gruppe in Anlehnung an den Firmenslogan. "Viele von Ihnen müssten dann zwangsweise bei Amazon kaufen, Einzelkomponenten werden in Geizhals-Shops und bei deutschen Händlern bestellt, vielleicht auch beim von Deutschland aus geführten Cyberport", heißt es auf der Seite.

DiTech-Gründer Damian Izdebski bedankte sich im Firmenblog: "Eure Unterstützung gibt mir viel Kraft!" Die Solidaritätsbekundungen erinnern an die Pleite des Wiener Herstellers Niemetz. Die Facebook-Gruppe "Rettet die Niemetz-Schwedenbomben" sorgte dafür, dass Schwedenbomben vielerorts ausverkauft waren.

DiTech hat die für Anfang der Woche angekündigte Einreichung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung noch einmal verschoben. Die Verhandlungen mit dem Finanzinvestor, der derzeit nicht genannt werden möchte, ziehen sich. "Eine Entscheidung steht Mitte der Woche im Raum", sagt DiTech-Sprecher Mario Gündl. Der 1999 gegründete Wiener Händler will sich künftig auf das Online-Geschäft konzentrieren und einige der 22 Standorte schließen. 60 bis 80 der 255 Mitarbeiter müssen gehen.

Verkaufsfläche schrumpft

Für die Sanierung braucht es die Zusage des deutschen Investors mit Wurzeln in Polen. Dieser soll 51 Prozent am Unternehmen übernehmen, die Gründer Damian Izdebski und seine Frau Aleksandra würden 49 Prozent der Anteile halten. Das Tochterunternehmen dimotion, das Server, PC-Systeme und Laptops zusammengebaut hatte, meldete bereits am Freitag Konkurs an.

Die Spannen im Computerhandel seien sehr gering, daher brauche es ein großes Volumen, um genügend Ertrag zu erwirtschaften, sagt Regioplan-Geschäftsführer Wolfgang Richter. Der Umsatz im Elektro-, IT- und Fotohandel sank allerdings im Vorjahr inflationsbereinigt um 0,1 Prozent.

Der zunehmende Einkauf im Internet lässt Verkaufsflächen schrumpfen und verschärft den Wettbewerb. Während die Verkaufsfläche im österreichischen Elektrohandel laut dem Standortberater Regioplan zwischen 2004 und 2013 um 19 Prozent zurückgegangen ist, hat DiTech zahlreiche Standorte eröffnet - und sich damit zusätzliche Fixkosten aufgehalst. 2005 verbuchte der Händler mit drei Fachmärkten einen Umsatz von 24 Millionen Euro, 2012 hielt er bereits bei 21 Standorten, der Umsatz hatte sich auf 120 Millionen Euro verfünffacht. Die Verbindlichkeiten lagen laut FirmenCompass bei 22,7 Millionen Euro. Die Vorjahreszahlen wurden noch nicht veröffentlicht.

"Der Handel ist in einer Revolutionsphase", sagt Richter. Onlineanteile von mehr als 25 Prozent am Umsatz wie im Elektrohandel machen "den Kuchen für den stationären Handel kleiner. Das bringt selbst Unternehmen, die gut geführt sind, in Schwierigkeiten", so Richter.

Die Opfer der Revolution

Beispiele für den rauen Wind im österreichischen Einzelhandel gibt es genug: Händler von Cosmos über Niedermeyer bis hin zu Daily gingen in den vergangenen Jahren pleite. Nach monatelanger Suche wurde die Mehrheit der Sport Eybl & Sports Experts Gruppe im Vorjahr von der britischen Sports Direct übernommen, das Familienunternehmen kika/Leiner wurde an die südafrikanische Steinhoff-Gruppe verkauft.

DiTech startete bereits im Jahr 2000 mit seinem Onlineshop und macht rund 30 Prozent seines Umsatzes über das Internet. Für eine Sanierung sollte der Händler das Konzept seiner Filialen durchleuchten, so Richter: "Weg von Beratung und hin zu einem Einkaufserlebnis." Im stationären Handel reiche es nicht, Ware auszustellen, und auch den günstigsten Preis finde man online.