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Natürlich kann man immer ein Haar in der Suppe finden. Zopferl flechten kann man damit aber trotzdem nicht. In den vergangenen Tagen fuhren Polizeistreifen in Wien nicht nur durch die Straßen, um Unbelehrbaren mitzuteilen, dass sie bitteschön heimgehen sollen. Pünktlich um 18 Uhr tönte aus den Polizeiautos auch Musik, und zwar Rainhard Fendrichs Evergreen "I am from Austria". Ein Video aus Alt Erlaa zeigte, dass diese Aktion gut ankam, wenn man Enthusiasmus am Geräuschpegel misst. Vor allem in den Sozialen Netzwerken - dieser Tage eines der wenigen Fenster zur Welt - las man aber Kritik an der Beschallung. Warum denn unbedingt dieses Lied, das ja plumpen Patriotismus fördere.
Die Antwort ist eine einfache: Weil es ein Lied ist, das sehr viele Leute kennen und das somit ein hohes Potenzial hat, verbindende Wirkung zu stiften. Weil es vielen Menschen tatsächlich gefällt und ihnen Freude macht. Und weil bei der Wiener Polizei wahrscheinlich kein Pop-Kurator sitzt, der den ganzen Tag Zeit hat, sich zu überlegen, welche anderen Lieder einen ähnlichen Effekt haben. Und wenn man meint, das führe nur zu Proletengegröle, dann sollte man vielleicht einmal seine elitistischen Ansichten neu ordnen.
Wenn man dieses Liedes schon überdrüssig ist, kann man ja - ganz einfacher Trick - nicht hinhören. Wenn man schon nicht einfach akzeptieren kann, dass es für viele Menschen derzeit von essenzieller Bedeutung ist, die Verbindung zur Außenwelt nicht zu verlieren.