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"Ich brauche keinen Baumarkt", hatte Helga Rabl-Stadler kürzlich mit Blick auf den Stellenwert der Kultur im Corona-Management der Regierung gemeint. Dieses Zitat der Festspielpräsidentin würden wohl auch viele Eltern von Schulkindern, Kirchengeher oder auch (Hobby-)Fußballer, die sich jeweils in ihren Bereichen stiefmütterlich behandelt sehen, unterschreiben. Denn was diese Gruppen - neben freilich einigen anderen - gemeinsam haben, ist, dass sie für das Funktionieren des Staates und seiner Wirtschaft offenbar entbehrlich sind.
Kultur, Pfarrleben, Schule und Sport mögen ja wichtig sein, aber nicht überlebenswichtig. Hier alles dichtzumachen (oder mit absurden Verhaltensregeln dichtzuhalten), ist nicht nur billig, sondern auch populär, weil es vergleichsweise wenige Personen betrifft und diese obendrein mit ihren Steuern nur wenig zum Bruttosozialprodukt beitragen.
Dass die Regierung so denkt, hat sie nicht zuletzt durch die rasche Öffnung der Baumärkte bewiesen, dürfte doch tatsächlich die Zahl der Österreicher, die täglich im Garten werkt, viel höher sein als derjenigen, die sich vielleicht ein Konzert, die Heilige Messe oder ein Fußballspiel geben.
Nun geht Sicherheit gewiss vor und sind die Risikogruppen zu schützen. Dass dies aber dann doch stark auf Kosten der Kinder ging und geht, hat man bisher anscheinend übersehen: Nicht nur werden sie monatelang vom Unterricht ferngehalten, auch wird ihnen das Musizieren, das Ministrieren und das Kicken im Dorfklub verwehrt. Nur, weil er nichts produziert und keine Wertschöpfung generiert, wird der Nachwuchs auf diese Weise irgendwie doppelt bestraft. Dabei kann man der Regierung nicht einmal einen Vorwurf machen. Die Hälfte der Minister hat nämlich gar keine Kinder. Aber vermutlich einen großen Garten.