Effizient sind sie, die Briten. Vor ein paar Jahren hatten sie die Idee, auf der Einkaufsstraße Oxford Street eine Überholspur einzurichten - auf dem Gehsteig. Damit die trödeligen Schaufensterbummler die eiligen Kaufkräftigen nicht so lange aufhalten. Hat sich nicht durchgesetzt. Dafür hat jetzt Nicholas Penny, Direktor der National Gallery, mit einer ähnlichen Idee für Aufregung gesorgt. Im Herbst startet in seinem Museum eine Leonardo-da-Vinci-Ausstellung. Alle 30 Minuten werden 180 Besucher eingelassen, bei neun Gemälden hat man pro Bild vier Minuten siebzehn Sekunden Zeit, wie die "FAZ" eindrucksvoll, aber etwas beckmesserisch ausgerechnet hat.
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Warum der Aufruhr, sagt Penny. Man soll sich halt vorher informieren und nachher einen Katalog kaufen, ließ er ausrichten. Zuvorkommend eigentlich. Er könnte ja auch die Kassiere abprüfen lassen, wie gut man sich wirklich vorbereitet hat. Damit die Boulevard-Banausen, die nur kommen, weil sie über diesen Da Vinci mal etwas bei Dan Brown gelesen haben, gleich ausgesiebt werden. So eine Blockbusterschau zieht ja allerhand Gestalten an, frage nicht. Die können sich die Bilder ja wirklich auch auf der Homepage anschauen.
Aber ob das die schlaueste Taktik ist? Denn hat man einmal keinen Megaseller aus der Renaissance bei der Hand, freut man sich vielleicht, wenn der eine oder andere Besucher nicht nur virtuell vorbeischaut.