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Somalia-Konflikt bedroht Hilfe

Von Ban Ki-moon

Gastkommentare

Rund um das Horn von Afrika verhungern die Menschen. Eine katastrophale Mischung aus Konflikten, hohen Lebensmittelpreisen und Dürre hat mehr als elf Millionen in Not gestürzt.


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Die UNO weist seit Monaten darauf hin. Es herrscht eine Hungersnot in Somalia. Und sie weitet sich aus.

Dies ist ein Weckruf, den wir nicht ignorieren können. Jeden Tag erhalte ich erschütternde Berichte der örtlichen UNO-Mitarbeiter. Somalische Flüchtlinge, deren Ziegen und Kühe verdurstet sind, marschieren wochenlang nach Kenia oder Äthiopien und suchen dort Hilfe. Waisen, deren Eltern unterwegs starben, kommen alleine in einem fremden Land an, vor Angst erstarrt und unterernährt.

Aus Somalia selbst berichten Familien, dass sie ihre Kinder haben sterben sehen, eines nach dem anderen. Selbst für jene, die die Lager erreichen, gibt es oft keine Hoffnung. Viele sind einfach zu schwach nach dem langen Weg durch die Dürregebiete und sterben, ehe man sie verarzten kann. Oft gibt es gar keine Medizin. Ärzte sehen ihre Patienten sterben und können nichts für sie tun.

Diese Berichte schockieren uns. Wir fragen uns: Wie kann das erneut geschehen? Schließlich gibt es genug Lebensmittel auf der Welt. Nun ja, wirtschaftlich sind die Zeiten schwierig. Aber es gab schon immer den menschlichen Impuls zu helfen, auch in schwierigsten Zeiten.

Die Welt muss Somalia in dieser größten Not helfen. Um das Leben dieser Menschen zu retten, die meisten sind Frauen und Kinder, brauchen wir 1,6 Milliarden Dollar. Bisher hat die internationale Gemeinschaft nur die Hälfte bereitgestellt.

Ich fordere alle Nationen auf, Hilfe zu leisten: jene, die regelmäßig unsere Arbeit finanzieren, und jene, die das sonst nicht tun. Jeder Einzelne muss sich fragen, was er tun kann. Wir brauchen private Spenden, wie nach dem Tsunami in Indonesien und dem Beben in Haiti. Die Menschen können auch mehr Druck auf ihre Politiker ausüben.

Besonders schlimm ist die Lage in Somalia. Die Hilfe wird durch andauernde Konflikte erschwert. Explodierende Lebensmittelpreise belasten die Budgets der Hilfsorganisationen. Kenia und Äthiopien, die großzügig ihre Grenzen öffneten, haben selbst große Schwierigkeiten. Dadaab, das weltweit größte Flüchtlingslager, ist mit 380.000 Flüchtlingen gefährlich überfüllt. Und täglich kommen Tausende an. Die Nahrungskrise betrifft auch sieben Millionen Kenianer und Äthiopier sowie Zehntausende in Dschibuti und Eritrea.

Wir müssen nicht nur auf die unmittelbare Krise reagieren, sondern auch die tiefer liegenden Gründe anpacken. Die jetzige Dürre ist die schwerste seit Jahrzehnten, aber sie wird, wegen des Klimawandels, nicht die letzte sein. Vor allem brauchen wir Frieden. Solange der Konflikt in Somalia existiert, können wir die Hungersnot nicht effektiv beseitigen.

"Vielleicht ist das unser Schicksal. Oder vielleicht wird ein Wunder geschehen, und wir werden von diesem Albtraum erlöst", meinte eine geflüchtete Somalierin. Ich kann nicht akzeptieren, dass das ihr Schicksal sein soll. Zusammen müssen wir sie und all die anderen Menschen dort vor diesem schrecklichen Albtraum retten.

Ban Ki-moon ist Generalsekretär der Vereinten Nationen.

Dieser Gastkommentar gibt ausschließlich die Meinung des betreffenden Autors wieder und muss sich nicht zwangsläufig mit jener der Redaktion der "Wiener Zeitung" decken.

Der Kommentar von Christian Ortner erscheint ausnahmsweise am Dienstag, 26. Juli 2011.