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Sommer, Sonne, Schule

Von Julia Urbanek

Reflexionen
Der Härsaal als Erlebnis: Die Kinderuni
© Universität Wien

Lernen im Sommer? Für manche eine schreckliche Vorstellung - für viele Kinder und Jugendliche ist es das größte Vergnügen. Sie gehen in Uni-Seminare und Vorlesungen wie echte Studenten oder lernen im Ausland Fremdsprachen.


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Paul ist Student, besser gesagt: Er war Student. Er ist der Kinder-uni Wien mit seinen 14 Jahren bereits entwachsen. "Dieses Jahr kann ich nicht mehr hingehen, das tut mir sehr sehr leid!", erzählt er. Die letzten Sommer hat er in Workshops, Vorlesungen, Seminaren und bei der alljährlichen Sponsion im Festsaal der Universität Wien verbracht. Paul erzählt begeistert von seinen Erfahrungen auf dem Campus. "Ich empfinde das nicht als Lernen", erklärt er: "Es ist ja keine Pflicht. Wenn es einen nicht interessiert, geht man aus der Vorlesung." Paul fand es aber meistens zu interessant, um den Hörsaal zu verlassen - ob das nun Vorlesungen über DNA, Computerworkshops oder Seminare über Ernährung waren. "Man kann gar keine Themen ausschließen. Es ist alles interessant aufgebaut." Selbst eine Vorlesung über die Französische Revolution entpuppte sich als spannend - "obwohl mich Geschichte gar nicht interessiert".

Die Kinderuni hat viele begeisterte Studenten: Die neunjährige Sophie findet: "Uni ist besser als Universum." "Die Kinderuni sollte die ganzen Ferien andauern", sagt die achtjährige Carola. In diesem Jahr findet die achte KinderuniWien von 12. bis 24. Juli statt. Vier Universitäten sind daran beteiligt: die Hauptuniversität, die Technische Universität, die Universität für Bodenkultur und Medizinische Universität Wien. Jedes Jahr werden neue Schwerpunkte und Themen für die mehr als 350 Lehrveranstaltungen zusammengestellt - heuer beschäftigt man sich an der TU Wien etwa mit Energie und Umwelt und Informations- und Kommunikationstechnik, an der MedUni widmet man sich dem Thema Gesundheitsvorsorge, der Umwelt an der Boku Wien, auf der Hauptuni liegt ein Fokus auf dem Themenkreis China. Die Vorlesungen und Workshops dazu sind alles andere als trocken: Sie tragen Namen wie "Wie mache ich Atome kalt?" oder "Das Schicksal der Wurstsemmel - eine mikroskopische Reise durch den Verdauungstrakt".

Die KinderuniWien ist eines der ersten Kinderuni-Projekte in ganz Europa und koordiniert auch das European Children´s University Network. Dieses veranstaltete 2009 zwei große Konferenzen in Tübingen und in den Twin Citys Wien und Bratislava - wo sich Kinder-

unis aus 23 Ländern austauschten. "Neugier liegt in unseren Genen, aber leider zerstört die traditionelle Erziehung diese Neugier eher, als dass sie sie unterstützt. Kinderuniversitäten sind ein Teil der Lösung", erklärte Janez Potocnik, damals EU-Kommissar für Wissenschafts- und Forschungspolitik aus Anlass der ersten Kinderuni-Konferenz in Tübingen. Der damalige Bildungskommissar Maro efcovic freute sich über die "Brücke zwischen Schulen und Universitäten", die die Kinderunis schlagen. Er betont besonders die Wichtigkeit von MST (Maths, Science, Technology) für die Zukunft unserer Gesellschaft.

Die Wiener Kinderuni ist ein Vorzeigemodell unter den europäischen Kinder-

universitäten: Aus einer teilnehmenden Universität 2003 wurden mittlerweile vier Wiener Unis. Als Summer School ist die Kinderuni Wien die erste in Europa, andere wie jene in Tübingen laufen das ganze Jahr über. In Wien gibt es zwei Wochen geballtes Programm, in denen Kinder von sieben bis 12 Jahren den Campus für sich erobern. Sie streifen als Reporter für das Uni-Radio durch die Gänge, eilen von einer Vorlesung zum nächsten Seminar und schnuppern studentische Luft. Bis zum Tag der Sponsion, die die Kinder ganz wie die Großen im Festsaal der Universität Wien feiern. Vor ihren Eltern, Geschwistern und Freunden werden sie zum Magister/Magistra universitatis iuvenum und schwören einen Eid auf den Rektorsstab mit der Sponsionsformel, die besagt, dass man nie aufhören soll, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen.

Das ist auch das Geheimnis der Kinderuni: Sie weckt den Forscher- und Entdeckergeist der Kinder. Lernen wird so zur spannenden Abenteuerreise - durch die Geschichte, den menschlichen Körper oder das Innere eines Computers. Im Zentrum stehen der Praxisbezug und der interdisziplinäre Ansatz. "In der Schule wird nur sehr einseitig unterrichtet", meint Paul: "Was wirklich informativ ist, wird nicht unterrichtet - nur der trockene Stoff." An der Kinderuni gefällt ihm gut, dass man viel Spaß hat: "Man muss nicht an schulische, stressige Sachen denken. Und man erfährt etwas, was man später brauchen kann." Manche Inhalte - etwa in Geschichte -, die Paul schon auf der Kinderuni gelernt hat, wiederholen sich dann im Schulunterricht: "Bei der Kinderuni ist es viel lustiger als in der Schule - ich habe den Vergleich! Die Vortragenden forschen außerdem auf der Uni, die Lehrer tragen das nur vor." Ob Paul, der jetzt die 4. Klasse Gymnasium besucht, allerdings selbst einmal auf die "echte" Uni gehen will, weiß er noch nicht so genau: "Ich will eigentlich schon, aber das kann man noch sehen. Ich lasse mir alles offen."

Sprachen auf Reisen lernen.Am Strand liegen mit Freunden aus aller Welt, danach ein Volleyballspiel oder ein Einkaufsbummel - das klingt für viele Jugendliche nach dem perfekten Urlaub. Dass dabei jeden Vormittag gelernt wird, gehört dazu. Bei Jugendsprachreisen, wie sie EF seit 45 Jahren veranstaltet, wird das Lernen von Fremdsprachen mit dem praktischen Anwenden in den jeweiligen Ländern verbunden. "Wir wollen nicht eins zu eins die Schule übernehmen, wir verbinden das Lernen mit Aktivitäten", erklärt Elisabeth Sekulin-Kosmath, Country Manager Austria bei EF. In Unterrichtslektionen am Vormittag werden mit einem Native Speaker oder einem österreichischen Sprachlehrer Grammatik, Vokabeln und Aussprache trainiert, am Nachmittag kann das Gelernte dann schon im Eissalon, am Fußballplatz oder beim Abendessen mit der Gastfamilie angewendet werden. "Die Grammatikkenntnisse der Schüler, die zu uns kommen, sind durchwegs sehr gut - was den Schülern fehlt, ist die Praxis." Darüber hinaus lernt man das jeweilige Land besser kennen: Man sieht, wie englische Häuser gebaut sind oder wie amerikanische Familien leben. Die Sprachschüler verbringen ihren Aufenthalt bei Gastfamilien oder gemeinsam mit einem Kursleiter in sogenannten Residences - in England sind das oft Privatschulen, die ein wenig an Harry Potters Schule Hogwarts erinnern. An EF-Sprachreisen kann man ab acht Jahren teilnehmen, in der Praxis werden die Kurse allerdings erst ab zehn Jahren gebucht. Immerhin ist es für viele der erste Urlaub ohne Eltern und der kann oft mit Heimweh verbunden sein. Ab 16 gibt es dann auch die Möglichkeit, die Sprachreise individuell zu organisieren.

Die beliebtesten Reiseziele sind englischsprachige Länder und dabei vor allem England, "Malta ist interessant für jene, denen schönes Wetter, Meer und Feiern wichtig ist", erklärt Sekulin-Kosmath. Die USA sind im Sommer eher Ziel für die Mini-Austauschprogramme, die EF auch anbietet: Die Jugendlichen verbringen hier drei bis vier Wochen in einer Gastfamilie.

Die Motivation für eine Sprachreise sind bei Eltern und Kindern oft unterschiedlich, erzählt Sekulin-Kosmath: Die Schüler kommen meist, weil es ihnen Spaß macht, die Eltern erhoffen sich, dass ihre Kinder ihre Noten verbessern. "Wer allerdings eine Nachprüfung hat und einfach Stoff nachlernen muss, ist bei einem Sprachkurs nicht so gut aufgehoben", die Lehrstoffe der Schulen seien dafür zu unterschiedlich. Eine Sprachreise ist aber in Kombination mit Nachhilfe zuhause eine gute Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Prüfung. Die Sprachreise hilft beim allgemeinen Wiederholen, bei der Praxis im Sprechen - und vor allem mit der wichtigsten Botschaft: Dass eine Sprache Spaß macht, und dass es gut ist, sich in fremden Ländern verständigen zu können.

Um die Schüler auch im Hochsommer zum Lernen zu motivieren und bei der Stange zu halten, erfolgt der Unterricht bei EF durch junge Lehrer, die mit aktuellen Themen unterrichten. Es werden etwa Lieder aus den Charts übersetzt, es wird das Tagesgeschehen besprochen, in den "Action-Learning"-Kursen wird Theorie mit Praxis verknüpft - die Schüler können Hobbys wie Schauspiel, Street Dance, Surfen, Fußball vertiefen oder neu lernen und erfahren im Theorie-Teil auch gleich die sprachliche Basis dazu. "Es geht nicht darum, nur in der Klasse zu sitzen", erklärt Sekulin-Kosmath. Nach zehn Monaten Schulunterricht haben die Schüler auch andere Bedürfnisse: ein neues Land erkunden, sportliche Aktivitäten und Kontakte zu Jugendlichen aus der ganzen Welt knüpfen. "Es sind schon Freundschaften fürs Leben entstanden durch die Sprachreise."

Kinder-Universität.

Infos unter: http://kinderuni.at

27. Juni 2010: Anmeldetag der KinderuniWien am Campus der Universität Wien

28. Juni - 9. Juli: Anmeldung über Internet unter http://kinderuni.at

12. -16. Juli: KinderuniWissenschaft, KinderuniTechnik

19. - 22. Juli: KinderuniBoku

19. - 23. Juli: KinderuniMedizin

24. Juli: Feierliche Sponsion im Großen Festsaal im Hauptgebäude der

Universität Wien

EF-Sprachreisen.

Infos unter: www.ef.co.at, T: 01/512 82 87