Die Wiener Börse war im bisherigen Börsenjahr 2001 immer wieder für Überraschungen gut. So auch in der dritten Juliwoche, in der es ihr ein weiteres Mal gelungen ist, die internationalen Aktienmärkte zu überflügeln.
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Während sich weltweit - bis auf eine kurze Gegenbewegung - der Abwärtstrend weiter fortgesetzt hat, zeigte sich der österreichische Aktienmarkt wieder von seiner positiven Seite. Die internationalen Börsen verhielten sich zunächst wie das Kaninchen vor der Schlange, die Anleger verharrten vor den zu erwartenden Quartalsergebnissen großer Konzerne in Abwarteposition. Zahlreiche Unternehmen haben erwartungsgemäß weniger verdient, die Zahlen waren aber mitunter gar nicht so schlecht wie befürchtet. In manchen Branchen zeichnet sich bereits eine Bodenbildung in der Ergebnisentwicklung ab. Während manche Ergebnisse und Zukunftsaussichten noch nicht wirklich Aufschluß über die weitere Entwicklung lieferten, konnte der deutsche Softwareriese SAP positiv überraschen. Wien blieb von der internationalen Börsenentwicklung weitgehend unbeeindruckt - allerdings gelang es, den vorübergehend allgemein positiven Trend am Donnerstag für neuen Schwung zu nutzen.
Der ATX übersprang sehr deutlich die psychologisch und auch charttechnisch wichtige Marke von 1.220 Punkten. Am Freitag, dem Verfallstag der Juli-Kontrakte, kletterte der Blue Chip-Index am Nachmittag vorübergehend sogar auf einen neuen Jahreshöchstwert von 1.245,02 Punkten. Die Berichtswoche wurde schließlich mit 1.238,15 Zählern beendet, was gegenüber dem Vorwochenschluß einen Anstieg um 1,4% bedeutet. Der alle Aktien umfassende WBI erhöhte sich um 1% auf 500,52 Punkte und liegt damit nur noch knapp unter dem bisherigen Jahreshoch von 502,64 Zählern. Die Wiener Börse hat sich damit besser entwickelt als die Aktienmärkte in Europa und Übersee. Die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Aktien haben ihr Kursniveau gehalten. Sie konnten sich damit ebenfalls dem anhaltenden Verfall der Technologiebörsen entziehen. Innerhalb des ViDX standen die Kursgewinner zu den Verlierern im Verhältnis 2:1.
Bei den im ATX-Markt notierten Wiener Blue Chips konnten sich in erster Linie Head (+9,8%) und Böhler-Uddeholm (+5,5%) stärker befestigen. Der Edelstahlerzeuger kletterte in der Berichtswoche auf einen seit zwei Jahren nicht mehr gesehenen Wert. Freundlich präsentierten sich auch OMV, BETandWIN.com, Austrian Airlines und Wienerberger mit Kursanstiegen um mehr als 4%. Die Verlierer der Woche unter den ATX-Werten waren Libro und Wolford (jeweils -5,2%) sowie CyberTron (-4,6%). Die "Ladyaktie" Wolford zeigte noch immer Nachwirkungen von den schlechten News der Vorwoche.
Teilweise überraschend starke Kursausschläge gab es bei den im B-Markt notierten Titeln. Nach mehrwöchiger Talfahrt verzeichneten Performance AG eine Trendumkehr und legten 17,4% zu. Der Cateringspezialist Do & Co verbesserte sich um 13,1%. Freundlicher waren insbesondere auch JoWooD (+5,1%) und Jenbacher (+3,6%). Die erst jüngst aus dem Sonstigen Handel übersiedelte webfreetv ist um 12,4% abgestürzt. Kräftig nachgegeben haben auch HypoVereinsbank (-6,7%), Admiral Sportwetten (-5,6%) und Palfinger (-4,6%). Der Rückgang von Palfinger wurde mit Verwunderung registriert, weil die Aktie ohne ersichtlichen Grund aggressiv verkauft wurde.
Bei den im C-Markt notierten Small Caps zogen nur Schwechater mit plus 12,5% stärker an. Demgegenüber sind fünf Titel kräftig zurückgegangen. Hild Stamm sackten sogar um 30% ab. Weiters verloren Heid 16%, Schlumberger 15%, Darbo 11,5% sowie Vogel & Noot Wärmetechnik 10%.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"