Während der heimische Wintertourismus aufgrund der stabilen Zahl an Nächtigungen und einer steigenden Wertschöpfung konkurrenzlos zu sein scheine, sei die Sommersaison in Österreich weiterhin ein Problem, betonte Hans Melcher, Fachverbandsvorsteher Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), gestern vor Journalisten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Besonders die neue deutsche Ferienreiseverordnung, die ab 2003 vier Bundesländern gleichzeitig Ferien im August "verordnet", werde im Juli nahezu ein Vakuum erzeugen. Bereits heuer sei aufgrund der schlechten Konjunktur ein starker Rückgang bei Gästen aus Deutschland zu verzeichnen.
Ein weiteres Problem sei das kurzfristige Buchungsverhalten der Gäste, sagte Melcher. Außerdem würden die Urlaube immer kürzer: Mittlerweile brauche man doppelt so viele Gäste wie noch vor acht Jahren, um die gleiche Auslastung zu erreichen. Österreich punkte im Sommer zwar bei Familien mit Kindern bis maximal 14 Jahren, aber dann erst wieder bei 30-Jährigen: Die "Gaudiumstruktur" der "Sonne, Sand und Meer-Destinationen" sei eben nicht auf Österreich umzulegen, stellte der Fachverbandsvorsteher fest.
Nach einem Nächtigungs- und Umsatzplus im Mai 2002 und einem Rückgang im Juni erwartet Melcher auch für den Juli ein Minus von 4 bis 5%. Da die Buchungslage für den August aber hervorragend sei, sollte dieses Minus aufgefangen werden können, zeigte sich Melcher optimistisch. Eine Bewertung der gesamten Sommersaison sei aber erst Ende Oktober möglich. Man werde sehen, ob der Wanderschwerpunkt im September und Oktober von den Gästen angenommen werde. Insgesamt rechnet Melcher dennoch mit einem Umsatzplus von 3 bis 4% in der heurigen Sommersaison.
Die Touristiker sehen die Probleme des heimischen Sommertourismus nicht so sehr in den volkswirtschaftlichen Umständen, sondern in der betriebswirtschaftlichen Situation der Betriebe. Steigende Mitarbeiterkosten, Probleme mit der Nachfolgesicherung und Basel II würden die Unternehmen stark belasten. Auch die heuer bisher um ein Drittel höheren Krankenstände hätten für steigende Lohnnebenkosten gesorgt, so Melcher.
Seit Jahresanfang wurden rund 1.000 Betriebe anhand einer neuen Richtlinie klassifiziert. Grund dafür war eine in den vergangenen zwei Jahren durchgeführte Gästeumfrage. Mit der "Marke Stern" sollten sowohl dem Gast bestimmte Leistungen garantiert als auch dem Hotelier Wettbewerbsvorteile verschafft werden, betonte Melcher.
Von den bisher 911 neu klassifizierten Hotelbetrieben wurden 159 beanstandet (v.a. der Zustand der Zimmer) - sie müssen innerhalb eines Jahres "nachrüsten", um ihre Kategorie zu halten. 15 Betriebe wurden ab-, 2 hinaufgestuft. Bis Jahresende sollen 2.500 Betriebe neu klassifiziert sein. Damit sei man einem fünfjährigen Überprüfungszyklus bereits sehr nahe, so Melcher.
Gütesiegel Hotelklassifizierung
Seit Jahresanfang ist die neue Klassifizierungsrichtlinie für die "Sternevergabe" an die heimischen Beherbergungsbetriebe in Kraft. Vergeben werden die Sterne von den Bundesländern bzw. vom Fachverband der Hotellerie. Die drei Säulen sind Selbstkontrolle, Referenzbetriebe und eine Kommission. Letztere überprüft die Einhaltung/Erfüllung der Auflagen.
Anhand der Anzahl der Sterne kann sich der Gast für eine Leistungsqualität entscheiden, die seinen Bedürfnissen entspricht: So ist die 1-Stern-Kategorie für die kleine Brieftasche gedacht, bietet aber eine saubere Austattung in tadellosem Erhaltungszustand. 3-Sterne mit gehobener Austattung und Dienstleistung sind der österreichische Durchschnittsbeherbergungsbetrieb. In der 4- und 5-Sterne-Kategorie findet der Urlaubsgast exklusives, luxuriöses Ambiente und ein umfangreiches betriebliches Angebot (z.B. Wellness, Sport oder Seminareinrichtungen). Weitere Informationen unter http://www.hotelsterne.at .