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Sonnenstrom auf dem Abstellgleis

Von Klaus Faißner

Wirtschaft

Während Österreich in der Produktion von Solarthermieanlagen - also Anlagen, welche Sonnenenergie für Warmwasser- und Heizungszwecke nutzen - weltweit ganz vorne dabei ist, herrscht in der Photovoltaik-Branche der Katzenjammer (Siehe auch Seite 11 ). Ausgerechnet mit dem Ökostromgesetz, das erneuerbaren Energien Auftrieb geben soll, wurde der Gewinnung von Sonnenstrom weitgehend der Saft abgedreht.


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"Die Branche ist seit eineinhalb Jahren lahmgelegt", stöhnt Michaela Vezmar, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Photovoltaik Österreich. Im mit 1.1.2003 in Kraft getretenen Ökostromgesetz wurde die gesamtösterreichische Installation von Photovoltaik-Anlagen auf 15 Megawatt (MW) beschränkt. "Dieser Deckel wurde bereits nach 14 Tagen erreicht, seither werden nur noch die bewilligten Anlagen errichtet", erklärt Vezmar. Je länger sich Österreich ins Out spiele, desto mehr Potenzial werde Deutschland absaugen, ist sie überzeugt, denn in unserem Nachbarland "wird bis zum Umfallen zugekauft und gebaut". Möglich wurde dies durch das dortige Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) des Jahres 2000, das der Photovoltaik einen hohen Stellenwert einräumt - und in der heurigen Gesetzesnovelle fiel noch dazu jegliche Deckelung weg. "Dadurch wurden innerhalb von vier Jahren 8.000 Arbeitsplätze geschaffen, während in Österreich im Moment 200 Leute im Photovoltaik-Bereich tätig sind", rechnet Vezmar vor. Lediglich in Oberösterreich und Niederösterreich gebe es nach dem Totalausfall des bundesweit geltenden Ökostromgesetzes Landesförderungen, die ein komplettes Erliegen von Photovoltaik-Installationen verhindern können.

Teure Photovoltaik

Die wenigen, die in Österreich eine (kleinere) Photovoltaik-Anlage nach dem Ökostromgesetz bewilligt erhielten, bekommen 13 Jahre lang einen Einspeisetarif von 60 Cent pro Kilowattstunde (kWh). In Deutschland sind es anfangs bis zu 57,4 Cent pro kWh, wobei die Förderung auf 20 Jahre läuft und jährlich um fünf Prozent abnimmt.

Im Vergleich dazu bekommen Besitzer von Windkraftanlagen in Österreich lediglich 7,80 Cent pro kWh. "Strom aus Photovoltaik ist - noch - die teuerste Alternative", gesteht Vezmar ein. "Doch wenn man alle Kosten, die durch die Atomenergie anfallen, ihr auch zurechnet und sich die diesbezüglichen Förderungen ansieht, dann bräuchte man über Forderungen der erneuerbaren Energien gar nicht mehr zu reden", setzt sie sogleich zum Konter an. Österreich müsse sich jedenfalls klar darüber werden, was es wolle: Saubere Energie oder Atomkraft.

Die Konzerne kehrten

Österreich den Rücken

Ähnlich denkt auch Christoph Glück, Inhaber eines Energiebüros in Salzburg, das sich mit der Errichtung von Solarthermie- und Photovoltaikanlagen beschäftigt. Gleich drei internationale Hersteller von Photovoltaik-Modulen seien an Produktionsstandorten in Salzburg interessiert gewesen, die Verhandlungen schon unmittelbar vor dem Abschluss gestanden. Doch sowohl das Ökostromgesetz als auch zu wenig Initiative der zuständigen Landespolitiker habe die Vertragsabschlüsse vereitelt. "Das wären 2.500 bis 3.000 sichere Arbeitsplätze gewesen, denn derzeit belaufen sich die Wartezeiten für Module auf rund ein Jahr", erklärt Glück. Nachdem der Standort Salzburg den Kürzeren gezogen hatte, habe sich beispielsweise der japanische Konzern Sharp entschlossen, in Großbritannien eine Fabrik zu errichten.

Hilfe bei Hitzeperioden

Glück kritisiert aber auch den jetzt existierenden Einspeisetarif: Dieser sei in dieser Höhe nur bis zur Amortisation der Anlage, die er mit rund acht Jahren angibt, gerechtfertigt. Danach sollte nach seiner Vorstellung ein niedrigerer Tarif weiterlaufen, "denn sonst handelt es sich um eine Geldmachmaschine".

Anschließend solle der Tarif für Spitzenstrom weitergezahlt werden: "Gerade in Hitzeperioden könnten Photovoltaik-Anlagen den Strombedarf von Klimaanlagen abdecken, insbesondere in der wichtigsten Zeit von 15 bis 19 Uhr." Das vergangene Jahr habe gezeigt, welche Umweltprobleme Atomkraftwerke durch Aufheizung der Flüsse verursachen. Auch würde sich Photovoltaik ideal für dezentrale Lösungen wie zum Beispiel Schilifte anbieten. "Dies würde auch hohe Leitungsverluste durch Stromtransport vermindern", nennt Glück einen weiteren Vorteil dieser sauberen Form der Stromgewinnung.

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