Die Spargelernte steht vor der Tür, aber die Grenzschließungen sind ein Problem für die Bauern.
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Auf einmal wird Selbstverständliches unsicher. Was ist mit den Lebensmitteln in Zeiten von Corona? Das Problem ist nicht, dass Obst, Gemüse und Getreide nicht wachsen würden. Aber wer erntet?
Im April und Mai des Vorjahres waren rund 25.000 bzw. 28.000 Personen in der Landwirtschaft beschäftigt (inklusive Geringfügigkeit). Rund die Hälfte davon waren ausländische Arbeitnehmerinnen, der Großteil davon aus anderen EU-Staaten. In den kommenden Wochen beginnt die Spargelernte, die noch dazu sehr personalintensiv ist. Die Sorge ist, dass viele Erntehelfer nicht kommen. Oder nicht kommen können, wenn alle Grenzen dicht sind.
Wie groß das Problem genau ist, wird gerade von den Landwirtschaftskammern ermittelt. Auch im Ministerium ist man sich der Problematik bewusst. Man arbeite derzeit an Lösungen, heißt es. Selbiges gelte auch für die Lebensmittelverarbeitungsindustrie. Vorerst ist aber die Unsicherheit groß und die Sorge. Die Versorgung ist vorerst kein Problem.
Plattform fürArbeitervermittlung
Bei den Getreidebauern werde die Arbeit am Feld überwiegend von den Familien geleistet, es sind in der Regel kleine Betriebe. "Die Spezialproduktion von Obst, Gemüse und Wein ist von Fremdarbeitern abhängig", sagt Manfred Weinhappel, Leiter der Abteilung Obstbau in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.
In erster Linie gibt es derzeit ein riesengroßes Fragezeichen. Wie viele Familienangehörige können vielleicht doch einspringen, wenn es notwendig ist? Wie viele Erntearbeiter sind in Österreich wohnhaft? Genau diese Fragen versucht man nun, mit einer Plattform für Arbeitskräftevermittlung zu beantworten. Auf der Seite der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer können sich Betriebe und potenziell interessierte Arbeitskräfte melden. Erst in einigen Tagen könnte es auch Zahlen geben, wie groß das Problem tatsächlich ist, sagt Weinhappel.
Er sagt aber auch: "Wenn man sieht, man steuert auf Engpässe zu, dann kann man gewisse Mechanismen temporär außer Kraft setzen, um Lücken zu decken." Hier wären Zumutbarkeitsgrenzen ein Ansatz. Ist es für jetzt arbeitslos gewordene Personen zumutbar, ein paar Tage bei der Ernte mitzuhelfen, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten? Das Problem ist, dass die Ernteausfälle, die auch durch Naturereignisse passieren können, nicht so einfach durch Importe ersetzt werden können. "Man muss davon ausgehen, dass es auch woanders zum Erliegen kommt", sagt Weinhappel. Deutschland hat es immerhin geschafft, mit bilateralen Abkommen Ausnahmegenehmigungen für Erntehelfer zu erreichen.