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Sorge um Penninger und Fenninger

Von Heiner Boberski

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Österreich ist bekanntlich die Heimat großer Kinder - ich hoffe, dieser saloppe, aber gendergerechte Ausdruck für die bedeutenden Söhne und Töchter der Alpenrepublik ist politisch korrekt genug. Als man vorige Woche befürchtete, dass zwei dieser namhaften Sprösslinge dem Land den Rücken kehren, war jedenfalls Feuer am Dach. Nach dem ersten Fall konnte man sich mit dem zweiten gleich - im wahrsten Sinn des Wortes - einen Reim darauf machen: Nimmt der renommierte Spitzenforscher Josef Penninger ein lukratives Angebot aus Berlin an? Startet Skistar Anna Fenninger aus Wut über den heimischen Skiverband künftig für eine andere Nation?

Inzwischen gab es in beiden Fällen Entwarnung, doch die Sorgen waren nicht unberechtigt. Es ist heute nicht selbstverständlich, dass Leistungsträger von Format ihrem Land auf Dauer erhalten bleiben, weder im Sport noch in der Wissenschaft. Es entspricht vielmehr unserer Zeit, dass Menschen, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst sind, den Verbleib in ihrer Heimat von möglichst optimalen Arbeitsbedingungen beziehungsweise auch von einer Gage, die ihrem internationalen Marktwert entspricht, abhängig machen. Patriot ist man nicht um jeden Preis, nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze.

Wenn heimische Leistungsträger der Heimat treu bleiben, ist das in relativ vielen Fällen ein erfreuliches Zeichen dafür, dass der Patriotismus doch noch etwas größer ist als andere Motive.

Es kann aber zum Teil auch daran liegen, was Shakespeare seinen Hamlet sagen lässt: "dass wir die Übel, die wir haben, lieber ertragen, als zu Unbekanntem fliehn".