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Sorge um Trinkwasser

Von Bruno Jaschke

Wissen

Wiens Versorgung in diesem Jahrhundert ist gesichert. | Handlungsbedarf in Teilen Südosteuropas.


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Wien. Das Thema Wasser ist emotional besetzt. Menschen haben, so ergeben Studien und Meinungsumfragen, Sorge, dass durch den prognostizierten Klimawandel eine quantitativ und qualitativ ausreichende Versorgung mit Wasser nicht mehr gewährleistet sein könnte. Gleichzeitig empfinden sie Ohnmacht, weil sie Verlauf und genaue Auswirkungen des Klimawandels nicht durchschauen zu können glauben.

Aus diesem Grund beschäftigt sich das Forschungsprojekt CC-WaterS (Climate Change and Impacts on Water Supply) mit möglichen Konsequenzen des Klimawandels. Initiiert haben es die Wiener Wasserwerke, gestartet wurde es 2009 und dauern wird es bis April 2012.

CC-WaterS umfasst neben Österreich acht weitere EU-Staaten und untersucht vor allem den südosteuropäischen Raum auf die Wasserversorgung unter der Prämisse einer kontinuierlichen Erderwärmung: Neben Österreich sind Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Serbien, Kroatien und Slowenien daran beteiligt; das Projekt ist mit 4,5 Millionen Euro budgetiert und zu 85 Prozent von der EU gefördert.

"Es handelt sich um einen Wissensaustausch mit dem Ziel, Kooperationen zu fördern", erklärt Gerhard Kuschnig von den Wiener Wasserwerken, der CC-WaterS koordiniert. "Die Kollegen aus Slowenien, Kroation oder Serbien haben ein exzellentes Wissen, von dem auch wir profitieren."

Nach mehr als zwei Dritteln Laufzeit des Projektes sind Trends absehbar. Demnach ist die Wiener Trinkwasserversorgung bis Ende dieses Jahrhunderts gesichert. "Es besteht kein Grund, unsere Strategien zu ändern", sagt Kuschnig. "Das heißt allerdings nicht, dass wir uns zurücklehnen können."

In Wien wird bis 2100 mit einem Temperaturanstieg von etwa 3,3 Grad Celsius gerechnet. In Südosteuropa wird die Lufterwärmung mit bis zu 5 Grad drastischer ausfallen, darüber hinaus ist ein Rückgang der Niederschläge zu erwarten. In Teilen Rumäniens, Serbiens und Kroatiens zeigen sich bereits jetzt Anzeichen von Wasserknappheit; in Rumänien ist obendrein eine starke Verschmutzung des Trinkwassers festzustellen. In diesen Regionen herrscht bereits Handlungsbedarf, dem über politische und transnationale Maßnahmen nachgekommen werden soll.

Extremereignisse seriös nicht vorhersagbar

Indessen ist auch bisher noch nicht einschätzbaren Auswirkungen des Klimawandels Rechnung zu tragen. "Aussagen über Extremereignisse wie starke Niederschläge, lange Trockenperioden oder Stürme können derzeit nicht seriös getätigt werden", erläutert Kuschnig. "Trotzdem müssen wir uns darauf vorbereiten. Außerdem werden die Temperaturzunahmen eine Umwandlung des Waldes, der ein großer Wasserspeicher ist, bewirken. Diese muss man begleiten, damit es nicht zu Umbrüchen in der Vegetation kommt. Gerade anhand der Vegetation lassen sich frühzeitig Aussagen über den Klimawandel treffen."

Voraussichtlich ungefähr zwei Monate nach dem Abschluss des CC-WaterS-Projekt im April 2012 werden Reports daraus auf der Website www.ccwaters.eu präsentiert. Die Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts werden auch ein Thema der Generalversammlung der European Geosciences Union (EGU) sein, die vom 22. bis 27. April im Austria Center in Wien stattfindet.