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Sorgen um wissenschaftliche Leistungsfähigkeit nach der Wahl

Von Eva Stanzl

Wissen

Mit "Sieben Fragen an die wahlwerbenden Parteien" fordert der Forschungsrat klare Positionen zu Bildung, Forschung und Innovation ein.


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Wien. Soziale Gerechtigkeit in einem Bildungssystem von besserer Qualität und eine Modernisierung der Strukturen. Umsetzung der geplanten Studienplatzfinanzierung und Aufstockung der Uni-Grundfinanzierung um 1,4 Milliarden Euro. Stärkung der Budgets für kompetitive Grundlagenforschung, Erleichterungen für Unternehmensgründer, regeres Mäzenatentum in Wissenschaft und Forschung und eine effizientere Umsetzung von Forschungsergebnissen in Innovationen auf dem Markt: Mit "Sieben Fragen an die wahlwerbenden Parteien" spricht der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) im Vorfeld der Neuwahlen im Oktober jene Themen an, die seiner Meinung nach umgesetzt werden müssen, damit Österreich auch in Zukunft prosperieren kann. "Wir haben ein Recht, zu wissen, was die Positionen jener sind, die sich um ein Mandat bewerben. Der Souverän muss klare Antworten geben", betonte Ratsvorsitzender Hannes Androsch am Donnerstag bei der Präsentation des Ratsberichts zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs.

Zum Hintergrund: Die geplante Universitätsfinanzierung sieht anstelle eines Globalbudgets die Budgetierung von Studienplätzen in den einzelnen Studienrichtungen und Zugangsbeschränkungen vor. Das Ziel wird seit einigen Jahren verfolgt und wurde im Jänner von der Regierung erneut in ihrem Arbeitsprogramm fixiert. Nun aber befürchten heimische Wissenschaftsorganisationen und Forschende, dass die Reformen dem Wahlkampf geopfert und in der Zielgeraden scheitern könnten.

Der Forschungsrat mahnt die Bundesregierung einmal mehr zur Umsetzung ihrer eigenen Forschungsstrategie. Österreich werde das darin formulierte Ziel, bis 2020 in Forschung, Technologie und Innovation führend wie Schweden und die Schweiz zu werden, "weit verfehlen".

Seit 2012 bewertet der RFT die Performance Österreichs anhand von 74 Indikatoren in Bildung, Forschung, Innovation, Gründungsdynamik und Forschungsfinanzierung. Das Fazit 2017: Bei einem Drittel der Indikatoren habe Österreich seine Ziele zwar erreicht und liege auf dem Niveau der führenden Innovationsländer. Wenn sich die Dynamik aber nicht beschleunigt, seien bis 2020 höchstens zwei Drittel aller Vorhaben umgesetzt. "Statt ins Spitzenfeld vorzustoßen, werden wir ins Mittelfeld zurückfallen", so Androsch: "Der Wechsel vom Industrie- ins digitale Zeitalter bedeutet, dass wir neue Prozesse in den Markt bringen müssen. Die Innovationsdynamik wird entscheiden, welche Position wir einnehmen."

Größter Kritikpunkt ist die Unterfinanzierung der Unis. Bis 2020 sollten sie zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bekommen, bisher wurden aber nur 1,17 Prozent erreicht. Während "die steuerliche Förderung forschender Unternehmen mit der Forschungsprämie komfortabel ausgestattet ist", so Androsch, müssten Förderer von Grundlagenforschung, wie der Wissenschaftsfonds oder der Nationalstiftung, jeden Euro zwei Mal umdrehen. Als weiteres Problem nennt der Rat geringe Effizienz. "Bei Investitionen in die Forschung stehen wir mit Schweden an der Spitze, bei der Umsetzung von Entdeckungen in Innovationen auf Platz Zehn in der EU", so RFT-Geschäftsführer Ludovit Garzik. "Irgendwann muss man das Geld zurückverdienen, das man in den Wissensaufbau gesteckt hat."