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Sorglos ins Betriebsdesaster

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft

Kostenfrage für kleine Unternehmen nur bedingt ein Argument.


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Wien. Österreichs Unternehmer spielen mit dem Feuer - und sehen keinen Anlass, dies zu ändern. Diesen Eindruck hinterlässt eine Studie des IT-Dienstleisters CSC Austria zum Thema Risikomanagement. Jeder vierte Betrieb schert sich demnach nicht um drohende Risiken wie konjunkturelle Schwankungen, Planungsfehler oder den Verlust von Schlüsselarbeitskräften. Und agiert damit nicht nur "grob fahrlässig" für sein Unternehmen, wie CSC-Manager Djawad Tabatabaei warnt, sondern fügt auch dem Wirtschaftsstandort erheblichen Schaden zu.

"Österreichs Entscheidungsträger fühlen sich in einer Oase der Seligen", meint Tabatabaei unter dem Hinweis auf die alarmierenden Ergebnisse der Studie. Den Umfragen unter Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Verwaltung zufolge vertrauen 63 Prozent der Befragten nämlich auf die Krisenfestigkeit der heimischen Betriebe. Dass man dennoch der Meinung ist, dass die Krise bei entsprechender Vorbereitung besser zu meistern gewesen wäre, tut diesem Vertrauen keinen Abbruch. Denn gelernt haben die Betriebe aus den wirtschaftlich schweren letzten Jahren in Sachen Risikomanagement offenbar nur wenig: Das Ausmachen und Reagieren auf Risikoszenarien ist gerade einmal in jedem zweiten Unternehmen ein Thema.

Wie wichtig die Frage des Risikomanagement dabei für Österreich als Wirtschaftsstandort ist, fördert ein weiteres Ergebnis der Studie zutage. "Wir haben aufgrund fehlenden Risikomanagements eine enorme Schadenshäufigkeit  in Österreich", so Tabatabaei. So kostet mangelndes Risikomanagement die Unternehmen im Durchschnitt nicht weniger als 115.286 Euro. In Summe bedeutet das für die österreichische Wirtschaft einen Schaden in Höhe von mehreren Milliarden Euro. Eine Größenordnung, die "deutlich mehr als Steuervorhaben und Sparpläne" einbrächte, wie der CSC-Manager betont.

Eine Frage der Kosten
Warum viele österreichischen Unternehmer selbst auf vermeintlich einfache Risikomanagement-Lösungen wie Softwareprodukte verzichten, hat dabei nur zum Teil mit dem Glauben an die eigene Stärke zu tun. Denn schließlich ist Risikomanagement immer auch eine Kostenfrage - speziell für kleine Unternehmen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Österreich eine sehr klein strukturierte Wirtschaft hat", erinnert Hans-Jürgen Pollirer, Obmann der Bundessparte Information und Consulting der Wirtschaftskammer Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" an den hohen Anteil der kleinen und mittleren Betriebe an der österreichischen Wirtschaft. "Die Ausgaben für die Sicherheit müssen da natürlich in Relation stehen", so Pollirer.

Wenig überraschend sind es auch die Einpersonenunternehmen, von denen der Studie zufolge jedes dritte überhaupt kein Risikomanagement betreibt, also etwa auch nicht einmal Best-/Worst-Case-Szenarien bei Projektplanungen berücksichtigt. "Die Gefahr einer Schädigung ist da schon sehr groß, das kann durchaus existenzbedrohend werden", kommentiert Pollirer.

Wie sähe also eine Lösung für kleinere Unternehmen aus, die vor hohen Kosten zurückscheuen? Professionelle Software, schlägt CSC vor. Oder - "kostenlos" - wie Pollirer betont, der Klick auf www.it-safe.at . Dort finden Unternehmer ein Risikomanagement-Tool, das auch in gedruckter Form zu bestellen ist. Und gerade auch kleinen Unternehmen dabei helfen kann, Risiken und Chancen abzuwägen. Schließlich steht es Unternehmen frei, mit dem Feuer zu spielen. Doch auf die Folgen sollte man besser vorbereitet sein.

Hans-Jürgen Pollirer zum Risikomanagement:
"Risikomanagement ist ein Managementprozess, der der  Geschäftsführung obliegt. Man beginnt mit der Überlegung, was ich für schützenswerte Güter habe, z.B. Anlagen, IT, Software, die Unterstützung der ganzen Geschäftsprozesse. Dann muss ich Gefährdungsszenarien wie höhere Gewalt, menschliches oder technisches Versagen oder auch  vorsätzliche Handlungen ausmachen. Danach erfolgt eine Risikobewertung und die Überlegung, wie ich mit dem Risiko umgehe. Das wichtigste ist das aktive Reduzieren, also was für Maßnahmen ich setzen kann, um das Risiko zu reduzieren."