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Es ist vollbracht, die Ortstafel-Lösung ist beschlossen. Die Feierstimmung am Mittwoch im Parlament war durchaus angebracht, aber darüber sollte nicht vergessen werden, dass der Kompromiss beileibe nicht allen Beteiligten leicht von der Hand ging. Im Gegenteil sogar. Schlichte Erschöpfung aufgrund der jahrelangen fruchtlosen Diskussionen war wohl mindestens so sehr ein Grund dafür, dass eine Einigung endlich möglich wurde, wie gereifte politische Einsicht.
Letzteres, zumal offen eingestanden, ist selten genug in dieser Republik. Den Verhandlern gebührt daher Anerkennung für ihren Erfolg - dies gilt auch für jene, die der Ansicht sind, die Volksgruppe hätte eigentlich noch Anrecht auf mehr Entgegenkommen gehabt.
Den ewigen Kritikern am alten Status quo gebührt der Verdienst, diese verfassungsrechtlich verbriefte Schuld der Republik gegenüber ihren Minderheiten nicht stillschweigend hingenommen zu haben. Viel zu oft war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Rede davon, man möge doch bitte nicht ständig in offenen Wunden rühren, alte Gräben wieder aufreißen, die Geschichte endlich ruhen lassen und sich - bitte schön - lieber den Herausforderungen der Zukunft zuwenden.
Solches Gerede ist, weil vordergründig so vernünftig, auf politisch fatale Weise verlockend. Vergessen oder schlicht ignoriert wird dabei jedoch: Wenn es um Grundprinzipien geht, sind die Parteien zu einer Lösung verpflichtet. Alles andere ist eine bewusste Gefährdung des demokratischen Grundkonsenses, der jede Gemeinschaft in ihrem Innersten zusammenhält.
Schön wäre, wenn sich die im Plenum jubelnden Abgeordneten und prominenten Zuschauer zumindest im Stillen die Frage stellen, wie das Warten auf eine Einigung so viele Jahrzehnte dauern konnte. Dann stünden vielleicht sogar die Chancen besser, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Und an alle, die jetzt wieder einen Schlussstrich unter eine leidige Geschichte ziehen wollen: Diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen. Jede Generation wird das Verhältnis zwischen Mehr- und Minderheiten für sich neu bestimmen (müssen). In Stein gemeißelt ist da gar nichts. Gott sei Dank. Damit ist allerdings nicht gesagt, dass dieses immer nur besser werden kann. Ausgeschlossen ist das umgekehrt natürlich auch nicht. Hoffentlich.