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Alt ist es ja nicht geworden, das Jahr 2017, bis es zu seinem ersten Sexskandal gekommen ist. Es handelt sich zwar nur um einen bronzenen Penis, aber für Facebook war der obszön genug. Diesmal traf es eine Neptunstatue aus Bologna, deren Foto von dem Sozialen Medium verbannt worden ist. Die Italiener mögen es aber nicht, wenn man ihre Kunstwerke missachtet, deshalb gab es einen ungläubig empörten Aufschrei. Daraufhin bedauerte Facebook den Vorfall und gab den bronzenen Penis wieder frei.
Es ist nicht das erste Mal, dass Werke der bildenden Kunst in die Aussortier-Krallen von Facebook geraten. Und man könnte langsam das Aufregungsniveau herunterschrauben. Mittlerweile weiß man ja, dass da nicht eine Menge prüde, von Kunstgeschichte unbeleckte Nerd-Heinzelmännchen sitzt, die händisch und böswillig gegen das italienische Kulturerbe vorgeht. Es "handeln" Algorithmen, die auf männliche Geschlechtsteile programmiert sind und nicht erkennen, aus welchem Jahrhundert die nun wirklich stammen.
Dass das Kommunikationsunternehmen dazugelernt hat, zeigt, dass solche Fehlleistungen meist schnell behoben werden. Viel ärgerlicher bleibt aber, dass Facebook bei anderen Themen deutlich laxer vorgeht. Das Video, das vor einigen Wochen zeigte, wie eine junge Wienerin verprügelt wird, wurde trotz vielfachem Protest erst spät entfernt und war zwei Tage später wieder abrufbar. Das ist eine nicht nachvollziehbare Doppelmoral. Und dass Facebook seine User mit befreiten Bronzepenissen besänftigt, wirkt in diesem größeren Zusammenhang nur wie ein Feigenblatt.