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Es ist diese Zeit an einem Sommertag, die mit einer besonderen Melancholie ausgestattet ist. Wenn die Letscherte-Pommes-Spur immer länger wird. Wenn die Bikinis von den Sträuchern geholt werden und die Jolly-Patzer unverstohlen im Pool von den Zehen geschwemmt werden. Das Wasser ist sowieso nicht mehr so sexy zu der Zeit. Aber dafür ist es dann wieder mehr blau als hautfarben. Wobei, blau ist es genau genommen auch nicht mehr, das Wasser in den Becken der Wiener Bäder zu Badeschluss. Es wäre nicht Wien, wenn nicht auch der Badeschluss eine kulturelle Seite hätte. Dieser Tage wurde verkündet, dass ein neues Musikstück als Rausschmeißer ausgewählt wurde. Es stammt von der Wienerlied-Kombo 5/8erl in Ehren und heißt sogar "Badeschluss". "Wo der Tag die Nacht begrüßt", wird nun erklingen, wenn es endgültig heißt, mit der faltbaren Liege heimwärts zu schlapfen. Orf.at hat Badegäste gefragt, wie das sentimentale Lied ankommt. Die Antworten machten Wien und seinem pompfunebrischen Image alle Ehre: "Einschläfernd, erinnert mich an den Friedhof."
Die 5/8erl werden es schwer haben, weil es jeder in Wien schwer hat mit dahergelaufenen neuen Ideen. Jahrelang war der Gänsehäufler darauf trainiert, bei der "Dolannes Melodie" von Jean-Claude Borelly das Hoserl final auszuwringen. Das ist eine verwegen schmalzige 70er-Jahre-Trompetennummer, die nicht nur frappant an die Kennmelodie der "Waltons" erinnert, sondern sich auch erstklassig mit Weichzeichner-Schmusebildern auf YouTube hinterlegen lässt. Die Chance, die wahre Bademeisterhymne "Looking for freedom" von David Hasselhoff, auszuwählen, wurde wieder einmal nicht genützt.