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Souvenirs von der Katastrophe

Von Christina Böck

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Niemand hat gesagt, dass es nicht eine gewaltige Herausforderung sein wird. Ein Museum, das an die Anschläge am 11. September 2001 in New York erinnern soll. Dort, wo sie stattgefunden haben, am ehemaligen Standort des World Trade Center. Dieser Tage eröffnete dieses Memorial Center. Dass einige Angehörige von Opfern skeptisch reagieren werden, war abzusehen. Ein Vater eines umgekommenen Feuerwehrmannes meinte etwa zu CNN: "Im Grunde machen sie Geld mit meinem toten Sohn."

Aber auch die "New York Times" befasste sich kritisch mit der Erinnerungskultur. Dem Rezensenten schienen nicht nur die ausgestellten Erinnerungsstücke vom geschmolzenen Telefon zu den schaurigen Damenschuhen "fetischistisch". Ihn irritierte auch die Konzentration auf die individuellen Opfer. Ohne den ohnehin sehr übersichtlichen Teil der Schau über Al-Kaida könne es sich genauso gut um ein Memorial für eine Naturkatastrophe handeln. Ein größeres Ganzes vermittle die Ausstellung nicht.

Das ist schwer, vor allem, wenn man Angehörige nicht vor den Kopf stoßen will. Vielleicht hätte man einmal in Europa recherchieren sollen. Mit Gedenkstätten an sensibelsten Orten kennt man sich "dank" der einschlägigen Geschichte aus. In Auschwitz oder Mauthausen findet man zum Beispiel keinen Museumsshop, in dem es geschmacksunsichere Memorabilia zu kaufen gibt. Etwa drei Rassen Rettungshunde mit Uniformmanterl in Plüsch und eine Christbaumkugel in Form der Hochhäuser mit Glitzer-Kunstschnee. Oder ein (sic!) "Darkness"-Häferl. Wem schmeckt der Kaffee aus so etwas?