Facebook und Twitter überlegen Gang an die Börse. | Kreative Formen der Werbung geplant. | Wien. Facebook, Twitter, Youtube: Diese drei Internetseiten verbindet vor allem eines - sie sind wahnsinnig angesagt, inzwischen bei Jung und Alt. Doch die drei Jungunternehmen vereint noch etwas. Sie sind nach wie vor auf der Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell des "Social Networkings", sozialer Netzwerke im Internet, bei denen Internetnutzer auf verschiedenste Weise mit anderen Nutzern in Kontakt treten können.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
So arbeitet Facebook, mit weltweit rund 300 Millionen angemeldeten Benutzern derzeit das größte Netzwerk, erst seit September kostendeckend. Auf Facebook tritt man mit anderen Nutzern als "Freund" in Verbindung.
Der Anklang beim Publikum ist groß, die Gewinnspanne noch nicht. Für die Entwicklungsarbeit holte sich Facebook bisher mehrere hundert Millionen Dollar über den Verkauf kleiner Anteile an Investoren - darunter an den Softwaregiganten Microsoft, der aktuell 1,6 Prozent der Vorzugsaktien besitzt.
Nun bereitet sich Facebook mit einer Zwei-Klassen-Aktienstruktur auf einen Börsengang vor. Dabei bekommen die bisherigen Teilhaber Aktien, die zehnmal mehr Stimmrechte haben als herkömmliche Aktien, berichtet das "Wall Street Journal". Damit würde bei einer Aktienplatzierung an der Börse der Einfluss des 25-jährigen Facebook-Gründers Mark Zuckerberg gesichert.
Ähnliches ist vom Konkurrenten Twitter zu hören. Auch der Kurzmitteilungsdienst ist einem Börsengang nicht abgeneigt. "Der Punkt ist, dass wir unsere eigene Firma aufbauen wollen, die es lange Zeit geben wird. Wenn das nur durch einen Börsengang geht, dann machen wir das. Gibt es aber eine andere Möglichkeit, ist das auch großartig", sagt Mitgründer Biz Stone zu einem möglichen Börsengang.
Auf Twitter können Benutzer kostenlos eine unbegrenzte Zahl von 140-Zeichen-Nachrichten an eine Gruppe von anderen Nutzern schicken, die dessen Nachricht abonniert haben. Der Marktwert des Unternehmens wird auf eine Milliarde Dollar geschätzt, ein dauerhaft existenzfähiges Geschäftsmodell haben die Gründer aber noch nicht gefunden. Deshalb will Twitter in den Kurzmitteilungen künftig auch Werbung erlauben. Einzelheiten sind noch nicht bekannt, Mitgründer Stone verspricht aber Großartiges: "Jeder wird es lieben. Es wird verblüffend sein."
Youtube noch im Minus
Es wird sich zeigen, ob die User der bis dato werbefreien Plattform diese Ansicht teilen: In der Internet-Gemeinde stieß Werbung bisher auf wenig Akzeptanz. Auch Facebook hat Probleme mit Geschäftspartnern: In den USA sind Facebook und der Onlinespiele-Produzent Zynga laut Medienberichten mit Klagen konfrontiert. Die Kreditkarten von Facebook-Nutzern, die sich an Onlinespielen beteiligt und damit Testangeboten diverser Produkte zugestimmt hatten, sollen ohne deren Wissen belastet worden sein.
Ihr Heil ebenfalls in der Werbung will die Video-Plattform Youtube suchen. Dort können Nutzer Videos online stellen. Da oft urheberrechtlich geschütztes Material hochgeladen wurde, kam die Plattform regelmäßig mit Rechteinhabern in Konflikt. Nun will Youtube zwei Probleme auf einmal lösen: Mit Werbung neben den Videos sollen die Produzenten der Werke gewonnen und die Einnahmen gesteigert werden. Den Erlös will sich die Plattform mit den Videoproduzenten teilen, um für Rechteinhaber attraktiver zu werden und endlich in die Gewinnzone zu kommen. Das Unternehmen wurde 2006 für 1,76 Mrd. Dollar von Google übernommen und kommt vom Eigentümer zunehmend unter Druck, die roten Zahlen zu verlassen.
Ob die "Social Networking"-Plattformen ein dauerhaftes Geschäftsmodell sind, lässt sich derzeit nur schwer vorhersehen. Die Einschätzungen reichen vom neuen heißen Ding bis zur nächsten Blase in der IT-Branche nach dem Dotcom-Crash zur Jahrtausendwende. "Wem es gelingt, mit einem großem Publikum in Kontakt zu treten, wird Geld damit verdienen können", sagt der Analyst David Card von Jupiter Research. Wer immer noch da ist, wenn der Hipness-Faktor abgeklungen ist, hat also gute Chancen.
www.facebook.com/WienerZeitungWissen: Social Networks
Wie viele jugendliche Internet-User nützen das Medium, um sich zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen? Die Antwort ist einfach: Alle! Laut einer GfK-Umfrage werden Social Networks von 100 Prozent der 14 bis 19-Jährigen Online-Nutzer verwendet. Mit steigendem Alter nimmt die Nutzung von Facebook, Youtube und Co. etwas ab, aber auch bei den Über-60-Jährigen finden sich 44 Prozent Netzwerker. Die Gesamtreichweite unter der österreichischen Online-Bevölkerung beträgt 69 Prozent - tendenziell sind die User eher männlich (74 Prozent Männer, 65 Prozent Frauen). Die beste Bewertung erhält das Videoportal Youtube (Note 2,0) gefolgt von Facebook (2,2) sowie dem Partyportal Szene1 und studiVZ (2,3).