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Jugendliche ohne Schulabschluss finden sich vor allem in Familien mit nicht-deutscher Muttersprache. Sind die Eltern arbeitslos, ist die Chance hoch, dass die Kinder es - mangels Ausbildung - ebenfalls werden. 75.000 Jugendliche sind insgesamt betroffen, eine erschreckende Zahl. Das soziale Gefälle bei der Bildung ist nicht neu, es ist allerdings bestürzend, dass unser Schulsystem diese Barriere nicht überwinden kann.
Für die Jugendlichen ist es die Vorbereitung auf ein Leben in Unsicherheit, oft auch in Armut. Für Österreich bedeutet es, dass zehntausende Jugendliche nur unzulänglich in den Arbeitsmarkt integriert werden können.
Da die Demoskopie einen Mangel an Facharbeitern erwarten lässt, der teilweise jetzt schon in den Unternehmen zu spüren ist, ist diese Verschwendung von Talent auch wirtschaftspolitisch unsinnig. Wenn also von Gerechtigkeit gesprochen wird, so muss dieser Begriff wohl auch Chancengleichheit einbetten. Um die ist es aber schlecht bestellt, wie eine aktuelle Untersuchung der Arbeiterkammer deutlich zeigt.
Dass die Sozialpartner einen Bildungsabschluss vorgeschlagen haben, statt bloß neun Jahre Schulpflicht abzusitzen, war gut. Auch ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr wurde angeregt, um schon bei den Kleinsten die Sprachkenntnisse zu schärfen.
Dies wurde im Oktober 2013 vorgestellt. Im Juni 2014 ist Österreich noch nicht recht viel weiter, weil die heimische Bildungspolitik praktisch zum Erliegen gekommen ist, beziehungsweise - erraten - in eine Bildungskommission ausgelagert wurde.
Hypo-Abwicklung, Budgetentwürfe, Sparmaßnahmen und Steuerreformkommissionen bestimmen dagegen den Alltag der Bundesregierung. Türkisch als Maturafach wird mit spitzen Fingern angefasst, obwohl die Schulen dafür sind.
Sowohl die SPÖ als auch die ÖVP sprechen sich für eine gerechte Gesellschaft aus. Die einen mit weniger, die anderen mit etwas mehr Eigenverantwortung definiert. In der Bildungspolitik wird Ungerechtigkeit von beiden Parteien fortgeschrieben.
Die Anfang Juni eingesetzte Bildungskommission hätte man sich sparen können. Es wäre viel gescheiter gewesen, die bereits vorliegenden Vorschläge der Sozialpartner einfach umzusetzen.