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Soziale Verantwortung als Aktivposten

Von Konstanze Walther

Wirtschaft
Welchen Baum im CSR-Dschungel umarmt man aus Betriebsräson am besten?
© © © Image Source/Corbis

CSR gilt in Europa noch als exotisch. | Besonders in Österreich ist CSR-Reporting unter "ferner liefen".


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Wien. Soziales Engagement. Ressourcenschonende Produktion. Gesunde Ernährung für die Mitarbeiter. Oder Bäume pflanzen. So vielfältig können Maßnahmen sein, die unter Corporate Social Responsibility (CSR) subsumiert werden.

CSR beruht im kontinentalen Europa noch auf reiner Freiwilligkeit. In Großbritannien und den USA gehört es hingegen schon zum guten Ton - "Good Practice" - im globalen Managerjargon. Beim Unternehmensbericht sollte im Anhang ein CSR-Teil dabei sein, denn sonst wird hörbar die Frage gestellt, wieso sich das Unternehmen nicht für die Gesellschaft engagiert.

Wie einleitend beschrieben, bietet CSR einen Dschungel an Möglichkeiten. Doch welche passt für einen selbst?

"Man muss vieles nicht neu erfinden", meint etwa der CEO von Mondi Europe & International, Peter J. Oswald, der auch gleichzeitig Präsident von "Respact" ist. Es reiche oft, wenn man die Ideen und Erfahrungen von anderen für sich selber adaptiert. Um diesen Austausch zu ermöglichen, wurde "Respact" gegründet: Das Kunstwort steht für "Responsible Action", also verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen, und ist in Österreich die führende Plattform für CSR-Angelegenheiten mit mehr als 200 Mitgliedern. In den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder verdoppelt.

Neben dem klassischen Netzwerken geht darum, sich zu helfen, die richtigen CSR-Maßnahmen zu finden.

Bei den Veranstaltungen tragen etwa Unternehmen ihre Erfahrungen vor. "Denn oft, wenn man etwas Simples machen will, gegen das auf den ersten Blick nichts spricht, vergisst man manchmal, sich auch negative Folgen oder Effekte auszumalen", erklärt Oswald.

Bei "Respact" kann man nun Themen finden, die zu dem eigenen Unternehmen passen. Der Verpackungskonzern Mondi pflanzt etwa Bäume in Russland. Und da für das internationale Unternehmen Integration laut Oswald ein Hauptthema ist, werden Lerncafés speziell für muslimische Mädchen unterstützt. Bei den Lerncafés in Zeltweg oder Amstetten etwa wird die Einrichtung von der Caritas geführt und von Mondi finanziert. Mondi-Mitarbeiter sind drei Halbtage im Jahr freigestellt, um entweder im Lerncafé mitzuhelfen, oder für das Obdachlosenheim Gruft zu kochen.

"Im CSR-Bereich geht es darum, die relevanten Themen für einen selbst zu finden. Viele Unternehmer sind anfangs verloren, die denken zwar, dass CSR eine prinzipiell gute Sache ist, aber wissen nicht, wie sie das Thema angehen sollen", erklärt Oswald.

"Maßnahmen leben von der Freiwilligkeit"

Wenn es keinen Zwang zur guten Tat gibt, und viele Projekte nicht einmal in der Öffentlichkeit publicity-trächtig ausgeschlachtet werden - wozu gibt es CSR dann überhaupt? "Natürlich gibt es auch jene Unternehmer, die rein auf Profit ausgerichtet sind. Aber die Mehrheit der Unternehmer ist sich ihrer Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft bewusst", so Oswald.

Wenn so ein breiter Konsens besteht, könnte man doch gleich das soziale Gewissen in Gesetzen verankern? Denn sonst gibt es doch immer einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Mitbewerbern, denen egal ist, wie die Ressource abgebaut worden ist, oder deren Mitarbeiter in ihrer Arbeitszeit rein der Arbeit nachgehen müssen.

Nein, widerspricht Oswald: "CSR lebt von der Freiwilligkeit. Natürlich gibt es Sachen, die gehören zum Schutz von Mensch und Umwelt gesetzlich abgesichert. Aber dann ist es kein CSR mehr."

Die Belohnung für CSR-engagierte Unternehmen sind einerseits ein gutes Gewissen, sprichwörtlich das beste Ruhekissen, andererseits die Tatsache, dass sie so die besten Mitarbeiter bekommen oder halten können - jenen, denen es nicht egal ist, wie der Gehaltsscheck zustande gekommen ist. Und eines Tages wird CSR vielleicht deutlicher von Aktienbesitzern oder der Öffentlichkeit honoriert. Dann, wenn der CSR-Bericht beim Unternehmensreport nicht mehr nur ausschließlich "Raum für Notizen" darstellt.

"Für größere Unternehmen ist es wichtig, dass sie ihren Beitrag dokumentiere. Laut einer Studie ist in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz das Reporting unterentwickelt." Sowohl in der Fläche als auch in der Qualität des CSR-Berichts. Wobei Deutschland hier einen Wettbewerbsvorteil hat: Unternehmen, die im deutschen Aktienindex DAX sind, sind durch die Bank größer und internationaler als jene vom ATX.

Allerdings ist in Sachen Bewusstseinsbildung Deutschland ein Stück weiter: Die deutsche Bundesregierung hat 2010 einen Aktionsplan für CSR verabschiedet. Dänemark hat etwa 2008 schon einen derartigen Plan präsentiert. "Die Vorteile eines zentralen Strategiepapiers werden am Fall Dänemarks klar. Es trägt zu einer Fokussierung und Verstärkung bereits bestehender Instrumente sowie zur Formulierung klarer Prioritäten bei, nämlich der Förderung von CSR in Unternehmen und die Förderung eines nachhaltigen Wachstums im In- und Ausland", erklärt Daniela Knieling, Geschäftsführerin von Respact. In Österreich werde die CSR-Strategie gerade erarbeitet, der CSR-Tag am 29. September soll den Auftakt bieten.

www.respACT.at/csrtag2011