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Die Hinrichtung von Osama bin Laden in Pakistan ist eine späte Genugtuung für die Vereinigten Staaten. Die Zerstörung der Zwillingstürme des World Trade Centers in New York ging auf sein Konto, sie markierte den bisher schwersten Angriff auf amerikanisches Gebiet. Nun ist die Schmach getilgt, auch wenn es die mehr als 3000 Toten des Anschlags nicht mehr lebendig macht.
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Der Terroristenführer spielte natürlich 2011 nicht mehr jene Rolle, die er nach "9/11" einnahm. Sein Tod zeigt aber, dass Demokratien wehrhaft sind - und das viel deutlicher als der nach den Anschlägen im blinden Zorn von Georg W. Bush angezettelte Irak-Krieg.
Ob dadurch die terroristischen Aktivitäten weniger werden, muss allerdings in Frage gestellt werden. Al-Kaida hat offenkundig keine klare Kommandostruktur wie eine Armee, sondern zerfällt in regionale Gruppen. Bei manchen Gruppierungen wird Al-Kaida wohl nur als Synonym für eine terroristische Zelle verwendet, vergleichbar mit dem Begriff Mafia. Auch dies ist ein Dachbegriff, keine einheitliche Organisation.
Und ähnlich wie bei den mafiösen Organisationen gibt es auch in den Terror-Netzwerken immer wieder neue Köpfe, die an die Stelle von getöteten oder verhafteten Oberhäuptern treten.
Nach allgemeiner Übereinstimmung ist ein wichtiger Nährboden für Terrorismus die Armut in einer Region, beispielsweise in Afghanistan. Die Zerstörung von Mohnfeldern - allein zur Herstellung von Drogen gedacht - hat die Bauern dort noch ärmer gemacht. Und sie noch stärker in die Arme der Taliban getrieben.
Die westlichen Demokratien hatten dies zuerst nicht mitgedacht. Es waren ausgerechnet die in den betroffenen Regionen stationierten Militärs, die erkannten, dass es ohne soziale Perspektive kein Ende der Kämpfe geben wird.
Es wäre nun an der Zeit, dass die Industrienationen beginnen, Geld in die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern wie Afghanistan, Pakistan und den Kaukasus-Republiken zu investieren. Der Islam bietet nur den Vorwand, Russland, Europa und die USA mit Terror zu bedrohen. Religionen bieten sich an, feige Anschläge zum "Heiligen Krieg" zu stilisieren. Tatsächlich geht es um Wohlstand und Freiheit (wie auch in Syrien und im Jemen). Und da sind dieselben Regierungen gefordert, die laut den Tod des Mörders Osama bin Laden begrüßen.