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USA starren auf Flammen in Paris. | "Beleg für Scheitern Europas". | Washington. (dpa) Gebannt starren die USA auf die Flammen der Unruhen in Frankreich. "Kein Grund zu Schadenfreude" kommentierten konservative Blätter wie "Wall Street Journal" und "Washington Times". Dennoch zieht sich die Sicht wie ein roter Faden durch amerikanische Analysen und Kommentare, dass Arroganz und Überheblichkeit der Europäer einen Dämpfer bekommen haben - und das der Sozialstaat europäischer Prägung Mitschuld trägt an dem Elend der Einwanderer.
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"Bagdad in Frankreich"
"Noch vor zwei Monaten schaute Frankreich mit entsetzter Faszination auf die Anarchie in New Orleans, wo Mitglieder der amerikanischen Unterklasse plünderten und sich der Polizei widersetzten - nun wird Frankreich an die eigene, wachsende Unterschicht erinnert", schrieb die "New York Times". Mit jeder Nacht des Schreckens zeige sich mehr "das Scheitern Europas, seine Immigranten zu integrieren", urteilte das "Wall Street Journal".
Die US-Sender senden immer wieder die Bilder der Gewalt im Herzen Europas - der Reporter des rechten "Fox"-Senders sprach von "Bagdad in Frankreich".
Konservative Publizisten wie Mark Steyn fühlen sie bestätigt, die schon immer "brennende Häuser, Straßenkämpfe und Morde" in Europas Metropolen mit ihren afrikanisch-arabischen Minderheiten voraussagten. Für US-Rechte und Neokonservative ist es kein Zufall, dass in dem europäischen Land mit der größten moslemischen Minderheit die Gewalt ausbreche. Sie behaupten schon lange, dass in Europa die Sprengkraft der Minderheiten aus der islamischen Welt unterschätzt würden.
Kampf der Kulturen
Die These des Politologen Samuel Huntington vom "Kampf der Kulturen" zwischen Islam und dem Westen teilen viele Politiker quer durch die Parteien. "Der süße Traum der universellen kulturellen Vereinbarkeit wird ersetzt vom Albtraum eines permanenten Konflikts" - dieses Zitat des britischen Essayisten Theodore Dalrymple wird jetzt gerne zitiert.
Als Ursache für die Unruhen in Frankreich wird aber auch das Wirtschaftssystem genannt. "In einem Land, in dem kurze Arbeitszeiten und Frühpensionierung heilig sind, hat die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Gründung kleiner Firmen weniger Gewicht", schrieb der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Joel Kotkin. Letztendlich sei der überregulierte Sozialstaat selbst ein Hindernis für die ohnehin schwierige Integration der Immigranten in Frankreich.
Kein überlegenes Modell
"Bisher dachten die Franzosen, ihr überlegenes soziales Modell würde sie vor Ausbrüchen der Gesetzlosigkeit - wie in Los Angeles, Miami oder New Orleans in den letzten Jahren - schützen", schrieb die "Washington Post". Dies sei nun wohl vorbei. Für Mark Steyn erklären die Unruhen auch die Haltung Frankreichs zum Irak-Krieg: "Wenn man Millionen wütender, unangepasster moslemischer Jugendlicher in gesetzlosen Vorstädten hat, würde man da gerne Truppen in arabische Länder schicken?"