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S&P greift nach IHS Markit - ein Deal der Superlative

Von Karl Leban

Wirtschaft

Für 44 Milliarden Dollar will sich die Mutter der Ratingagentur Standard & Poor's mit einem Konkurrenten zusammentun. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung gilt das Geschäft mit Finanzdaten als sehr lukrativ.


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Eine nicht gerade alltägliche Übernahme hat zu Wochenbeginn für großes Aufsehen in der Wirtschaftswelt gesorgt. Dabei geht es um einen Aktien-Deal, über den sich der New Yorker Finanzdatenanbieter S&P Global seinen Londoner Rivalen IHS Markit einverleiben will. Die Akquisition, für die nur noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter fehlt, ist die bisher größte eines US-Unternehmens im laufenden Jahr. Inklusive 4,8 Milliarden Dollar Schulden sind insgesamt rund 44 Milliarden Dollar, umgerechnet fast 37 Milliarden Euro, im Spiel.

An der Börse - beide Konzerne notieren in New York - steht die Branche, in der S&P Global und IHS Markit tätig sind, das Milliardengeschäft mit Daten für die Finanzmärkte, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Schlagworten wie Künstliche Intelligenz und Big Data seit Jahren hoch im Kurs. Dieser Markt gilt vor allem mit Blick auf die voranschreitende Digitalisierung bei Banken, Fondsgesellschaften und Investmenthäusern, die bei Investitionsentscheidungen eine Fülle spezieller Daten brauchen und daher zu den wichtigsten Kunden zählen, nicht nur als rasch wachsend, sondern auch aufgrund seiner hohen Gewinn-Margen als äußerst lukrativ.

Die Kursentwicklung bei S&P Global und IHS Markit illustriert dies: Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Wert ihrer gelisteten Aktien mehr als verdreifacht (siehe Grafik). Damit ist die Marktkapitalisierung bei S&P Global auf 84,6 Milliarden Dollar geklettert - und bei IHS Markit auf 39,6 Milliarden Dollar. Dass sich eine Übernahme dann ebenfalls in diesen Sphären bewegt, "liegt auf der Hand", erklärt eine Analystin einer Wiener Großbank, die anonym bleiben will.

Tausch im großen Stil

Geplant ist, dass die IHS-Markit-Aktionäre im Zuge des Deals, eines Aktientauschs, für jeden ihrer Anteilsscheine exakt 0,2838 S&P-Global-Aktien erhalten. Damit verbunden ist ein Aufpreis von rund fünf Prozent auf den Schlusskurs der IHS-Markit-Aktie vom vergangenen Freitag, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Übernahme durch S&P Global. Winken die Kartellbehörden den Zusammenschluss durch (erwartet wird dies für die zweite Hälfte 2021), sind die IHS-Markit-Aktionäre in Zukunft zu einem Drittel an S&P Global beteiligt.

Bezogen auf die jeweiligen Vorjahreszahlen würde durch die Fusion ein international breit aufgestellter Konzern entstehen, der auf 10,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz und weltweit 36.000 Beschäftigte kommt. "Im Ranking der großen Spieler der Finanzdaten-Branche bleibt trotzdem alles beim Alten", so die Analystin. S&P Global würde demnach weiterhin an dritter Stelle liegen - hinter Bloomberg und Refinitiv.

Indes ist das 1917 gegründete Unternehmen schon lange ein Kaliber in der Finanzwelt, zu seinem Portfolio gehören etwa die Ratingagentur Standard & Poor’s und eine Reihe von Börsenindizes, darunter auch der Dow Jones Industrial Average, das rund um den Erdball am meisten beachtete Aktienbarometer. Mit der Firma IHS Markit, die 2016 aus der Fusion der beiden Daten-Dienstleister IHS und Markit hervorgegangen ist (Letzterer ist etwa für Konjunkturbarometer wie den Einkaufsmanagerindex bekannt), will sich S&P Global neue Daten- und Informationsdienste für eine Vielzahl von Wirtschaftsbranchen wie Autoindustrie, Energieversorgung, Rüstungsindustrie und Schifffahrt ins Boot holen. Durch den Zusammenschluss erhoffen sich die beiden angelsächsischen Konzerne bei den laufenden Kosten jährliche Einsparungen von 480 Millionen Dollar.