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Spanien ruft Portugal zu Hilfe

Von WZ-Korrespondent Günther Bading

Europaarchiv

Abkommen ermöglicht Einsätze jenseits der Grenze. | Polizei soll Aktion auch bewaffnet fortsetzen können. | Madrid. Die 100-Kilo-Bombe im baskischen Durango vom vergangenen Freitag hat die Regierung in Madrid aus dem Sommerschlaf gerissen. Sie versucht jetzt, Hilfe der portugiesischen Regierung im Kampf gegen die ETA-Terroristen zu bekommen. Denn mehrere Spuren der ETA führen ins Nachbarland am Atlantik. Am Sonntagabend explodierte bei Castellón nördlich von Valencia eine Sprengladung, die in einem Wohnmobil untergebracht war. Die ETA-Terroristen zündeten die Bombe, als sie merkten, dass sie von der Polizei beobachtet wurden. Die Täter konnten fliehen. Der Sprengstoff sollte wahrscheinlich für ein Attentat im Raum Valencia benutzt werden.


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Am Montag flog eine Delegation von spanischen Polizisten, Sicherheitsexperten und Juristen nach Lissabon, um vor Ort über die Einrichtung einer gemeinsamen Ermittlungskommission zu beraten, wie es sie zwischen Frankreich und Spanien bereits seit Jahren gibt. Spanische Polizisten dürfen "Etarras" bewaffnet über die Grenze nach Frankreich verfolgen. Zehn der 23 seit Jahresbeginn festgenommenen ETA-Terroristen wurden in Frankreich gestellt.

Alarmstufe rot

Für den spanischen Sicherheitsapparat hat Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba den höchsten Alarmzustand ausrufen lassen. Im Ministerium geht man davon aus, dass die baskischen Terroristen derzeit mindestens vier "Kommandos" aktiviert haben, die eine Anschlagsserie vorbereiten. Zwei der Kommandos sollen im Baskenland und Navarra im Untergrund arbeiten, zwei weitere werden als ortsungebunden bezeichnet. Sie könnten sich in Portugal aufhalten, wo die ETA nach Meinung von Rubalcaba im Landessüden eine logistische Struktur aufgebaut hat. Dafür spricht, dass im Juli ein Auto mit 100 Kilo Sprengstoff und Zündern bei Ayamonte an der portugiesischen Grenze entdeckt wurde. Auch das Fluchtfahrzeug der Attentäter von Durango war in Portugal angemietet worden.

Mit Portugal hofft Spanien im September ein Abkommen wie mit Frankreich zu unterzeichnen. Wie gut dieses funktioniert, ist Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy am vergangenen Freitag in Bayonne dargestellt worden. Der Präsident besichtigte das Antiterror-Kommissariat.

"Gegenüber dem Terrorismus gibt es in Frankreich keine Nachgiebigkeit", sagte der Präsident. Was in der Madrider Opposition als Kritik an den gescheiterten "Friedensgesprächen" der Regierung Zapatero gewertet wurde.