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Spanien umwirbt den amerikanischen Kontinent

Von Heinz Krieger

Wirtschaft

Rajoy auf Werbetour in den USA - auch Lateinamerika steigt in Spanien ein.


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Madrid. (ce) US-Präsident Barack Obama empfing am Montag das erste Mal seit vier Jahren einen spanischen Regierungschef. Zwei Jahre musste Spaniens Mariano Rajoy nach seinem Amtsantritt auf den ersten Besuch bei Obama warten. Jetzt hat er im Oval Office allerdings etwas vorzuweisen. Denn für Spanien soll 2014 das Jahr des Wiederaufschwungs werden. Es finanziert sich an den Märkten zu seit Jahren nicht mehr gekannt niedrigen Zinssätzen. Und Spanien verlässt zum Monatsende den Bankenrettungsschirm der EU, wobei es von den 100 Milliarden Euro nur 43 in Anspruch genommen hatte.

Gemeinsames Interesse haben Obama und Rajoy am Zustandekommen des amerikanisch-europäischen Freihandelsabkommens, der "Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft". Mehrere europäische Regierungen wollen die Verhandlungen wegen der Bespitzelung durch den US-Geheimdienst NSA auf Eis legen. Nicht so in Madrid. Denn Spanien könnte zu den Profiteuren eines solchen Abkommens werden - Optimisten errechneten ein Potenzial von mehr als 140.000 neuen Arbeitsplätzen in Spanien. Ein wichtiges Argument in dem Land, das auch 2014 die Arbeitslosenrate nicht unter 25 Prozent drücken kann.

Am Dienstag nimmt Rajoy an einer Konferenz der US-Handelskammer in Washington teil. Daran werden 150 Spitzenmanager amerikanischer Konzerne teilnehmen. Rajoy wird von den 15 wichtigsten spanischen Firmenchefs begleitet. Allein verbale Unterstützung Obamas für die Madrider Wirtschaftspolitik hilft Rajoy bei seinem Bemühen, Spanien wieder mit altem Glanz zu versehen. Tatsächlich fließt immer mehr Auslandskapital nach Spanien, aus den USA - vor allem aber aus Lateinamerika.

Dazu beigetragen hat nicht nur das Ende des Bankenrettungsschirms, sondern auch der sogenannte "Bill-Gates-Effekt", der mit seiner Beteiligung an FCC, der spanischen Mutter der Alpine, in Barcelona den Startschuss für viele weitere Großinvestitionen gegeben hat.

Vor allem ist aber Kapital aus Lateinamerika auf dem Weg nach Spanien. Allein seit Juni sind Verträge über neun große Beteiligungen oder Verkäufe zwischen mexikanischen Investoren und spanischen Firmen oder Banken geschlossen worden. So wurde die spanische Banco Popular durch ein mexikanisches Konsortium gekauft. Die mexikanische Gruppe Sigma Alimentos ist dabei, den führenden spanischen Fleischwarenhersteller Campofrío zu übernehmen. Die mexikanische Ölgesellschaft Pemex kaufte eine Schiffswerft in Galicien. Die Mexikaner sehen Spanien nun als ihr Tor zur EU.