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Spanien verlängert Laufzeit für ältestes AKW

Von WZ-Korrespondent Ralf Streck

Europaarchiv

Greenpeace empört: Regierung schafft noch vor EU-Untersuchung Fakten.


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Madrid. Das Atomkraftwerk im nordspanischen Garoña sollte eigentlich schon 2011 abgeschaltet werden. Stattdessen bleibt der altersschwache Meiler nun sogar bis 2019 in Betrieb. Das hat die konservative spanische Regierung mit der Veröffentlichung im Gesetzesblatt verfügt. Sie nimmt damit die Entscheidung der sozialistischen Vorgängerregierung zurück. Diese hatte die definitive Abschaltung für 2013 verfügt - die vorgesehene Laufzeit des ältesten AKW Spaniens wäre damit bereits um zwei Jahre überschritten worden. Laut Atomgesetz sollten Atommeiler in Spanien nach 40 Jahren vom Netz gehen. Die Betreiberfirmen müssen nun bis zum 6. September den entsprechenden Antrag stellen und einige zusätzliche Sicherheitsauflagen erfüllen. Das AKW gehört zu jeweils 50 Prozent den Stromversorgern Endesa und Iberdrola. Die Regierung will trotz der massiven Sicherheitsbedenken dem Antrag zustimmen. Sie beruft sich bei ihrer Entscheidung auf den Kontrollrat für Nukleare Sicherheit (CSN). Der CSN hatte vor drei Jahren einer Laufzeitverlängerung bis 2019 nicht widersprochen. Das war allerdings vor dem Unfall im japanischen AKW in Fukushima, wie Kritiker betonen. Denn Santa Maria de Garoña ist baugleich mit den Fukushima-Reaktoren. Die konstruktionsbedingten Notkühlprobleme dieser von General Electric entwickelten Reaktoren sind bekannt.

Viele Menschen in Spanien sind beunruhigt und die Umweltschutzorganisationen Greenpeace entsetzt. Mit einer Studie hatte Greenpeace auf die Probleme im Fall eines Stromausfalls hingewiesen, wie er sich in Fukushima ereignete und zur Kernschmelze in mehreren Reaktoren führte. Die Organisation befürchtet, dass die Regierung Fakten schaffen will. Denn auch Garoña steht auf einer Brüsseler Liste von Atomanlagen, die nach der Reaktorkatastrophe noch einmal geprüft werden sollen. Aufgeführt sind zehn Atomkraftwerke und neben Garoña in Spanien auch Trillo. Dass die Regierung davor rasch noch Fakten schaffen wolle, sei ein Skandal.