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Spannung vor Eulac-Gipfel

Von "WZ"-Korrespondentin Susann Kreutzmann

Politik

Castro zu Treffen zwischen EU und Lateinamerika erwartet. | Sao Paulo. Venezuelas Präsident Hugo Chavez ist für seine wortgewaltigen Auftritte bekannt. Der selbsternannte Führer der bolivarischen Revolution lässt kaum eine Gelegenheit ungenutzt, um gegen "Kapitalismus und Neoliberalismus" zu Felde zu ziehen.


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Diesmal attackierte er in seiner wöchentlichen Radiosendung die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Sie gehört der deutschen Rechten an, derselben, die Hitler unterstützt hat, die den Faschismus unterstützt hat", schimpfte Chavez und gab damit eine wenig diplomatische Einstimmung auf den EU-Lateinamerika-Gipfel in Peru. In Lima kommen Donnerstag und Freitag 60 Staats- und Regierungschefs aus zwei Kontinenten zu dem alle zwei Jahre stattfindenden Gipfeltreffen zusammen. Als wichtigste Themen stehen die Anstrengungen für den Klimaschutz und Armutsbekämpfung auf der Tagesordnung.

Doch die Europäer werden das neue Selbstbewusstsein der Lateinamerikaner zu spüren bekommen. Besonders spannend dürfte diesmal der Auftritt der Gipfel- "Neulinge" sein. So wird Kubas Staatschef Raul Castro erwartet, der in Lima seinen ersten große Auftritt auf internationalem Parkett absolvieren dürfte.

Kuba hatte jüngst mit vorsichtigen Reformen eine Öffnungspolitik versucht. Die Europäer sind aber über ihren Umgang mit der Führung auf der Karibikinsel gespalten. Während Spanien für einen neuen Dialog plädiert, wollen Großbritannien und ehemalige Ostblock-Länder wie Tschechien die bisherige Politik fortführen. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner plädiert für einen "konstruktiven Kurs" mit Kuba. Gleichzeitig müssten aber die Sanktionen aufrecht erhalten bleiben.

Europa geht es in Lateinamerika vor allem darum, seine privilegierte Position zu sichern. Die EU ist mit 31 Milliarden Euro Lateinamerikas wichtigster entwicklungspolitischer Partner. Gleichzeitig gefährden dort zahlreiche politische Konflikte die Stabilität. So brachten jüngst Grenzstreitigkeiten zwischen Ecuador und Kolumbien den Kontinent an den Rand eines Krieges. In Bolivien kämpft die reichste Provinz Santa Cruz um ihre Autonomie. Der Traum einer großen Freihandelszone mit mehr als 550 Millionen Lateinamerikanern und 450 Millionen Europäern ist so noch in weiter Ferne.