Zum Hauptinhalt springen

Spannung vor Griechenland-Wahlen

Von Dina Kyriakidou

Europaarchiv

Chancen für die Kleinparteien? | Rechtsradikale im Aufwind. | Sozialisten legen ebenfalls zu. | Athen. (reuters) In Griechenland wird am Sonntag das Parlament neu gewählt. Umfragen zufolge ist mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der konservativen Neuen Demokratie von Ministerpräsident Kostas Karamanlis und der sozialistischen Pasok von Oppositionsführer Georgious Papandreou zu rechnen. Denkbar ist, dass das Mutterland der Demokratie erstmals seit dem Ende der Militärdiktatur 1974 von einer Koalition regiert wird. Zünglein an der Waage könnte eine rechtsradikale Partei werden, die mit fremdenfeindlichen Parolen auf Stimmenfang ging und die jüdische Gemeinde aufgeschreckt hat.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Karamanlis hatte im September den vorgezogenen Wahltermin angesetzt, um ein neues Mandat für eine Fortsetzung seiner Reformpolitik zu erhalten. Stimmengewinne erhoffen sich die Konservativen vor allem von ihrer Wirtschaftspolitik mit Wachstumsraten um die vier Prozent.

Waldbrände kosten Konservative Stimmen

Doch eine Reihe von Skandalen und vor allem die Reaktion der Regierung auf die verheerenden Waldbrände, bei denen 65 Menschen starben, haben die Neue Demokratie Umfragen zufolge Sympathien in der Wählerschaft gekostet. Davon hat die Pasok, die 2004 in die Opposition geschickt wurde, nicht unbedingt profitieren können. Zwar wurden Papandreou und seine Gefolgsleute nicht müde, der Regierung Karamanlis wegen der Waldbrandkatastrophe und der steigenden Kriminalität Versagen auf der ganzen Linie vorzuwerfen. Wahlforscher erwarten jedoch, dass die Wähler der Pasok die eigenen Sünden während ihrer Regierungszeit von 1993 bis 2004 nicht verzeihen und deshalb ihr Kreuz bei einer kleinen Partei machen werden. Die Folge könnten eine Koalitionsregierung oder aber Neuwahlen sein.

Von der Verdrossenheit der Wähler mit den großen Parteien könnten möglicherweise kleine Parteien wie die rechtsradikale "Orthodoxe Alarm-Partei des Volkes" profitieren. Die von dem früheren Bodybuilder Georgious Karatzaferis geführte Truppe hat gute Chancen, als erste Rechtspartei seit dem Rückkehr Griechenlands zur Demokratie 1974 die Drei-Prozent-Klausel zu überspringen. Der Journalist und Radioproduzent Karatzaferis könnte somit zum Königsmacher werden, obwohl Karamanlis ein Bündnis mit dem im Jahr 2000 aus der Neuen Demokratie ausgeschlossenen Populisten ausgeschlossen hat.

Letzten Umfragen zufolge hielt die Neue Demokratie bei 41,5 Prozent der Simmen und die Pasok bei 38 Prozent der Stimmen. Diese Daten gelten jedoch als äußerst unzuverlässig. Einerseits weil ein Großteil der Griechen noch unentschlossen ist und andererseits, weil die Umfrage veraltet ist, da in Griechenland die letzten zwei Wochen vor der Wahl keine Wahl-Umfragen mehr veröffentlicht werden dürfen.